Die Qualität von Beschäftigungsverhältnissen sowie -förderung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen stand im Mittelpunkt eines von IDOS organisierten öffentlichen Vortrags.
Dieser fand im Rahmen einer Abendveranstaltung des IDOS-Projekts „Stabilität und Entwicklung im Nahen/Mittleren Osten und Nordafrika (MENA)“ statt. Expert*innen teilten dabei ihre Lehren aus verschiedenen Weltregionen für Nahost/Nordafrika. Zunächst berichtete Kirsten Sehnbruch (London School of Economics, UK) aus ihrer empirischen Forschung zur Verschlechterung der Beschäftigungsverhältnisse in Ägypten im Zeitraum 1988-2018. Anhand einer zu Lateinamerika entwickelten Methode, Qualität von Beschäftigung in Bezug auf verschiedene Teilindikatoren (Arbeitseinkommen, Vertragssicherheit und -dauer, Beschäftigungsbedingungen) zu messen, zeigte sie, dass der Anteil von „guter Arbeit“ insbesondere im ägyptischen Privatsektor sank – unter anderem eine Folge der Flexibilisierung des Arbeitsrechts 2003 trotz hoher Informalität.
Im Anschluss daran demonstrierte Howard White (Global Development Network, India) die online verfügbare Evidence and Gap Map der Youth Futures Foundation, die Wirkungsanalysen sowie Prozessevaluierungen zu Interventionen gegen Jugendarbeitslosigkeit weltweit sammelt und systematisch auswertet. Auffällig ist dabei insbesondere, dass in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen meist hochqualifizierte Jugendliche und die Förderung von Unternehmertum im Mittelpunkt der Interventionen stehen, wohingegen es in Industrieländern meist um die Vermittlung benachteiligter Jugendliche im Sinne systematischer Ausbildungsförderung und Karriereentwicklung geht.
Die sich anschließende Diskussion unterstrich, dass die oft postulierte Decent Work und Qualität von Beschäftigungsverhältnissen messbar zu machen, eine wichtige Voraussetzung für die Gestaltung besserer Intervention zu deren Ausweitung ist. Dabei kann von verschiedenen Weltregionen mit ihren spezifischen Herausforderungen bezüglich Messung und Umsetzung gelernt werden.
