Das Klimalog-Projekt am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) organisierte eine Vielzahl von Veranstaltungen bei und am Rande der 50. Sitzung des UNFCCC Subsidiary Body for Implementation (SBI) und Subsidiary Body for Scientific and Technological Advice (SBSTA), auch Bonner Klimakonferenz genannt. Diese fand vom 14. bis 27. Juni in Bonn statt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Projekts und seiner Partnerorganisationen informierten und diskutierten mit verschiedenen Akteuren, wie eine klimafreundliche, gerechte und nachhaltige Zukunft erreicht werden kann.
Globale Klimaschutzmaßnahmen nach 2020 ergreifen
„Wir haben in den vergangenen Jahren einen enormen Aufschwung bei allen Arten von Akteuren gesehen, die sich zu Klimaschutzmaßnahmen verpflichtet haben – das ist an sich schon eine sehr ermutigende Entwicklung. Darüber hinaus erkennen Regierungen und die Vereinten Nationen das enorme Potenzial von Lösungsbeiträgen nichtstaatlicher und lokaler Akteuren zunehmend an.“ (Sander Chan)
Am 17. Juni richteten Sander Chan (DIE) und Idil Boran (York University, Kanada, und assoziierte Wissenschaftlerin am DIE) ein offizielles Side Event der Bonner Klimakonferenz aus. Unter dem Titel „Taking Global Climate Action beyond 2020 – Accelerating the Sustainable Future We Want“ diskutierte ein inspirierendes Panel die Rolle nichtstaatlicher und subnationaler Akteure in der globalen Klimaschutzagenda nach 2020 und präsentierte einige vorläufige Ergebnisse aus einem zweitägigen Expertenworkshop, der am 14. und 15. Juni im DIE stattfand. Insbesondere wurden Empfehlungen zur Stärkung der Wechselwirkungen zwischen staatlichen und nichtstaatlichen oder lokalen Akteuren, zur Transparenz und Erfassung von nichtstaatlichen und lokalen Klimaschutzmaßnahmen sowie zur Vereinbarung von Klimaschutzmaßnahmen und Nachhaltigkeitszielen formuliert.
Niclas Svenningsen, Manager im UN-Klimasekretariat (UNFCCC), betonte die Rolle nichtstaatlicher und lokaler Initiativen im Rahmen des zwischenstaatlichen Prozesses.
„Wir bewegen uns von einer Welt, in der ein globales Abkommen ausgehandelt wird, in eine Welt, in der ein globales Abkommen umgesetzt wird. Um dies zu erreichen, werden nationale Regierungen die Hilfe aller Mitglieder der Gesellschaft brauchen.“ (Niclas Svenningsen)
Ramiro Fernandez, Direktor der Fundacion Avina, betonte die Notwendigkeit, verschiedene Strategien für verschiedene Akteure zu entwickeln. Beispielsweise brauchen Wirtschaftsakteure Unterstützung bei der Umsetzung von Ideen in Strategien zur Entwicklung einer klimagerechten Marktlösung. Lokale Regierungen brauchen Unterstützung bei der Entwicklung ihrer eigenen lokalen Klimaschutzpläne. Und lokale Akteure brauchen Unterstützung beim Zugriff auf und beim Verständnis von lokalen Klimadaten.
Darüber hinaus stellte Fernandez fest, dass viele Klimaschutzmaßnahmen von Akteuren aus Industrieländern entworfen werden.
„Bilden Sie nationale Koalitionen mit mehreren Interessengruppen, die belegen, dass nichtstaatliche Akteure einen konkreten Mehrwert für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen haben.“ (Ramiro Fernandez)
Maryke van Staden, Direktorin des Bonn Center for Local Climate Action and Reporting bei Local Governments for Sustainability (ICLEI), betonte, dass die Berichterstattung für die Städte Herausforderung und Chance zugleich sei, ihre Klimaziele zu erreichen. Laut van Staden ermöglichen Partnerschaften mit Universitäten, Forschungsinstituten und NGOs bessere Analysen, die für die lokalen Regierungen nützlich sind. ICLEI verfolgt das Ziel, Klimaschutzmaßnahmen mit nachhaltiger Entwicklung zu verknüpfen, indem es lokalen Regierungen bei der Berichterstattung sowie dem Aufbau von Kapazitäten in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte, wie beispielsweise den Zugang zu Wasser, unterstützt.
Hajar Benmoussa, Referent der Mohammed VI Foundation for Environmental Protection, stellte die neue Initiative „Award for Climate and Sustainable Development“ vor. Durch die Vergabe von Projekten, die sowohl auf die Anpassung an den Klimawandel als auch auf den Klimaschutz und die nachhaltige Entwicklung ausgerichtet sind, will die Stiftung Synergieeffekte fördern.
Augustine Njamnshi, Vorsitzender der PanAfrican Climate Justice Alliance (PACJA), sprach die Frage der Inklusion in der globalen Klimapolitik an:
„Was ist den Menschen vor Ort wichtig? Wenn wir nicht sehen, dass sich ihr Leben ändert, bedeutet Klimaschutz nichts. Wenn Landwirte, Jäger und Fischer, die von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, keine Veränderung sehen, haben wir das Problem nicht gelöst.“ (Augustine Njamshi)
Njamshi empfiehlt, lokale Interessengruppen auf allen Ebenen einzubeziehen: „Sie haben ihre Geschichten zu erzählen. Da brauchen wir nicht viel Wissenschaft.“
Schließlich betonte auch Cecilia Therese Guiao, Umweltrechtlerin bei Parabukas („Für Morgen“), einer philippinischen Umweltberatung, die Notwendigkeit der Inklusion insbesondere im Hinblick auf die Berichterstattung lokaler Klimaschutzmaßnahmen. Ein solches Tracking müsse die lokale Vielfalt berücksichtigen, die sich noch nicht in den nationalen Klimaaktionsplänen widerspiegelt. Darüber hinaus wies sie darauf hin, dass nach wie vor erhebliche Lücken in der Datenerfassung und der Berichterstattung bestehen:
„Es gibt Anpassungsaktivitäten auf lokaler Ebene, ohne dass die Menschen sie als Anpassung an den Klimawandel erkennen.” (Cecilia Therede Guiao)
Lesen Sie mehr zum Thema in der Aktuellen Kolumne vom 24. Juni: Klimaschutz nach 2020 neu denken
Sehen Sie Sander Chan und Idil Boran im Interview mit dem Climate Action Studio.
Wer trägt zur politischen Transformation bei?
Vor dem Side Event stellte Idil Boran am 13. Juni bereits ihr neues Buch „Political theory and global climate action: recasting the public sphere“ vor. Darin diskutiert sie die Neufassung des öffentlichen Raums in der Klimapolitik. Anschließend diskutierten Saffran Mihnar von EarthLanka Youth Net, Emanuelle Piault von C40 Cities und Sander Chan vom DIE die Rolle und den Beitrag verschiedener nichtstaatlicher Akteure zum Klimaschutz.
Die politische Ökologie von REDD+ in Indonesien
Jonas Hein, Postdoktorand an der Universität zu Kiel und assoziierter Forscher am DIE, stellte am 18. Juni sein neues Buch zur politischen Ökologie von REDD+ in Indonesien vor. Anschließend debattierten Vertreterinnen und Vertreter aus Entwicklungszusammenarbeit, Zivilgesellschaft und Forschung die Auswirkungen von Agrarkonflikten auf den Waldschutz und die Bedeutung der freien, vorherigen und informierten Zustimmung (FPIC) für die Menschenrechts- und Naturschutzpolitik.
Metriken zur Planung effektiver Klimaanpassungsmaßnahmen
Am 21. Juni veranstalteten die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die Internationale Klimaschutzinitiative des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (IKI/BMU) und das marokkanische Klimakompetenzzentrum 4C Maroc ein Side Event bei der Bonner Klimakonferenz. Dort befassten sich die Panelisten mit der Entwicklung von Metriken für eine effektive Klimaanpassungsplanung. Die Teilnehmenden diskutierten den Status und die Herausforderungen für die Messung von Klimaanpassung, um Fortschritte zu erfassen, Wirksamkeit und Auswirkungen von Anpassungsmaßnahmen zu bewerten sowie die Anpassungsplanung zu unterstützen. 4C Maroc gehört zusammen mit dem DIE zu den 13 Gründungsmitgliedern des International Network of Climate Change Centres of Excellence and Think Tanks for Capacity Building (INCCCETT 4CB), das Klimaschutzmaßnahmen fördert sowie Zusammenarbeit, Wissen und Kapazitäten von Akteuren unterstützt, die nationale Klimaschutzmaßnahmen stärken.
Finanzierung von klimabedingten Verlusten und Schäden
Am 25. Juni war das DIE Gastgeber für eine Dialogveranstaltung zum Thema „New and innovative approaches to mobilise finance for addressing climate induced loss and damage in the context of climate justice”. Die Dialogveranstaltung wurde von Brot für die Welt und ACT Alliances organisiert. Die Teilnehmenden diskutierten unter anderem die Frage möglicher institutioneller Einrichtungen, um zusätzliche Finanzmittel zur Bewältigung klimabedingter Verluste und Schäden zu verwalten.
Lehren aus den NDCs der Entwicklungsländer
Am 26. Juni organisierte das UNEP-Zentrum an der Frankfurt School of Finance and Management ein offizielles Side Event der Bonner Klimakonferenz mit dem Titel „Developing countries‘ NDCs: Lessons learned for increasing transparency, ambition, and ownership“, das Beiträge für ein geplantes Sonderheft in der Zeitschrift Climate Policy umfasste. Clara Brandi (DIE) trug zur Diskussion mit einer Präsentation zu NDC-SDG Connections bei, einer Online-Datenvisualisierung, die Zusammenhänge und Synergien zwischen den nationalen Klimaplänen (NDCs) und den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) analysiert. Zudem stellte sie ein Forschungspapier von Hannah Janteschek (DIE), Adis Dzebo (Stockholm Environment Institute) und Bernd Hackmann (UNFCCC) vor, das den Fokus auf die Kohärenz zwischen den jeweiligen freiwilligen nationalen Beiträgen legt. Die vielen Zusammenhänge veranschaulichen, wie die Umsetzung der NDCs das Erreichen der SDGs befördern kann. Das Wissen um bestehende und fehlende Zusammenhänge kann dazu beitragen, die NDCs zu verbessern, um sowohl Ambitionen als auch politische Kohärenz zwischen dem Pariser Klimaabkommen und der Agenda 2030 zu fördern.