Das gesunkene Wachstum hat Afrikas “Renaissance” einen Dämpfer verpasst, nicht aber afrikanischen Regierenden ihr Selbstbewusstsein und ihre Zukunftsvision genommen. Diese sieht weniger Abhängigkeit von externer Hilfe und ein wachsendes Interesse von Investoren an stark wachsenden und noch wenig erschlossenen Märkten der Zukunft vor.
Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), die von vielen afrikanischen Regierungen als Afrikas „eigene“ Bank gesehen wird, arbeitet schon seit etwa zehn Jahren verstärkt mit dem Privatsektor zusammen, um Investoren und Kapital für den Kontinent zu mobilisieren und die lokale Wirtschaftskraft anzukurbeln. AfDB-Präsident Adesina hat diese Vision zur Eröffnung des AfDB-Jahrestreffens in Ahmenabad, Indien, Ende Mai 2017 deshalb als „Our job as Africa’s bank is to bank on Africa’s future“ zusammengefasst.
Auch wenn die AfDB ein Teil des Systems externer Hilfe ist, passt sie in das Bild eines Kontinents, der sich auf seine eigenen Stärken besinnt und Eigenverantwortung übernimmt. Nicht zuletzt arbeitet sie grundsätzlich professionell und solide und ist mit ihrem AAA-Rating internationaler Rating-Agenturen trotz ungleich schwieriger Rahmenbedingungen (komplizierte Risikostruktur durch viele Niedrigeinkommensländer und fragile Staaten, hoher Bedarf an konzessionären Mitteln, wenige Möglichkeiten der Risikostreuung) in der Lage, zu ähnlich günstigen Konditionen Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen wie z.B. die Weltbank. Und das liegt vielleicht auch gerade daran, dass sowohl Afrika die Mehrheit hat als auch daran dass, regionale und nicht-regionale Anteilseigner in ihrem Board permanent vertreten sind. Wie der Kontinent hat auch die Bank Krisen durchlaufen, sich Ende der 1990er und Anfang des neuen Jahrtausends aber wieder saniert, was angesichts der Rahmenbedingungen umso höher anzuerkennen ist. Aber eine afrikanische Entwicklungsbank gehört natürlich genau dorthin und hat allein dadurch einen Vorteil an Eigenverantwortung und Legitimität.
Deutschlands wachsende Rolle in der Bank
Deutschland ist seit Anbeginn seiner Kooperation ein verlässlicher Partner. In Zeiten zunehmender weltwirtschaftlicher Unsicherheiten und Veränderungen wachsen die Erwartungen an Deutschland, eine stärkere Rolle zu übernehmen. Im Zuge des Afrikafokus der deutschen G20-Präsidentschaft, von „Investitionspartnerschaften mit Afrika“ und mit den Maßnahmen, die das BMZ unter dem „Marshallplan mit Afrika“ bündelt, hat Deutschland angefangen, dieser Erwartung stärker gerecht zu werden. Zentral sollte dabei sein, dem formulierten Anspruch eines Dialogs mit Afrika und der Beachtung und Einforderung afrikanischer Eigenverantwortung Rechnung zu tragen. Die AfDB verfügt mit ihrer Zehnjahresstrategie, die auf den beiden Pfeilern inklusives und grünes Wachstum beruht, und der weiteren Akzentuierung durch die sogenannten „High 5” (Energie, Landwirtschaft, Industrialisierung, Regionale Integration, Lebensqualität) über einen guten strategischen Rahmen, der sich an den Zielen für nachthaltige Entwicklung (SDGs) und der Agenda 2063 der Afrikanischen Union (AU) orientiert und viele Schnittmengen mit deutschen Afrikaprioritäten hat. Die AfDB ist damit konzentrierter aufgestellt als viele andere, muss das aber in der Umsetzung auch durchhalten.
Afrikanische Akteure zentral
Deutschland sollte die Institutionen verstärkt unterstützen, die Umsetzungskapazität und Legitimität in Afrika haben. Entsprechend wichtig war es, dass Deutschland bei den Verhandlungen um die Wiederauffüllung des Afrikanischen Entwicklungsfonds (ADF) seinen Beitrag signifikant gesteigert hat, auch wenn andere Geber 2016 leider nicht in der Lage waren, Entsprechendes zu leisten. Die AfDB muss nicht lange überzeugt werden, auch in den ärmeren afrikanischen Staaten verstärkt den Privatsektor für Entwicklung zu mobilisieren. Diese Staaten brauchen z.B. funktionierende lokale Finanzmärkte, die lokalen kleinen und mittleren Unternehmen Kredite in Lokalwährung bereitstellen. Und das geht weiterhin nicht ohne die Zuschüsse und das Risikokapital des ADF. Aber natürlich ist ein ernsthafter Dialog mit Afrika und der Bank auch für Deutschland nicht immer einfach (z.B. bei der Diskussion zur Unterstützung fossiler Energieerzeugung angesichts massiver Unterversorgung), aber unvermeidbar, um sie von einem klimafreundlichen Weg zu überzeugen.
Aber ADF und Privatsektorfinanzierungen reichen nicht. Deutschland sollte die Bank darin unterstützen, stärker auch auf Kooperation und Kofinanzierung zu setzen. Trotz signifikanter Steigerung verfügt die AfDB weiter über deutlich weniger Mittel als die Weltbank in Afrika. Mittel- bis langfristig sollte sich das ändern, nicht zuletzt durch die verstärkte Arbeitsteilung unter multilateralen Entwicklungsbanken, z.B. im Bereich der Förderung globaler oder regionaler öffentlicher Güter (und bei der Verbesserung internationaler Rahmenbedingungen), bei der Förderung regionaler Zusammenarbeit und Integration (bei der die AfDB über gute Instrumente verfügt) oder in der Unterstützung fragiler oder postkonflikt Staaten. Schritte zur gegenseitigen Anerkennung und Nutzung von Verfahren (Ausschreibungen, Standards, Berichterstattung etc.) zwischen Entwicklungsfinanzierern sind überfällig. Bei Wissensprodukten und analytischer Kompetenz wird die AfDB zwar nie über vergleichbare Ressourcen verfügen wie die Weltbank, aber die spezifische Nachfrage afrikanischer Regierungen nach Know-how-Produkten der AfDB und der Stärkung von Kapazitäten wird weiter wachsen. Letzten Endes müssen mehr AfDB-Mittel katalytisch zur Mobilisierung von privatem Kapital und für Investitionen in Afrikas Entwicklung genutzt werden, ohne dabei den ADF und zentrale Arbeitsfelder wie Bildung verkommen zu lassen. Dafür braucht es auch weiter Zuschuss- und Risikomittel, ein besseres Verständnis der Chancen und Risiken sowie geeignete Vehikel und Instrumente.