Im Zeichen der Arktis: Forschungsreise nach Island

Unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Jacqueline Götze nahm am JUSTNORTH Open Science Day, am Arctic Circle Assembly und an einem Forschungsseminar der Universität von Island teil. Lesen Sie mehr…

Photo: JUSTNORTH Open Science day, network meeting

Arctic Circle Assembly 2022. Von links nach rechts: Panel chair Hannes Hansen-Magnusson (Cardiff University) und die Panelist*innen Mathias Albert (Universität Bielefeld), Christoph Humrich (Universität Groningen), Rachel Tiller (SINTEF Norwegen) and Corine Wood-Donnelly (Nord University), Jacqueline Götze (IDOS, SUDEA Team), Arne Riedel (Ecologic Institute, SUDEA Team). Copyright: Arne Riedel.

Vom 9. bis 16. Oktober war Jacqueline Götze, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IDOS im DFG-finanzierten Forschungsprojekt Sustainable Urban Development in the European Arctic (SUDEA) auf einer Forschungsreise in Akureyri und Reykjavík in Island. Akureyri, eine der Fallstudien des SUDEA Projekts, befindet sich im Norden Islands, am Ende eines Fjords umgeben von Bergen. Die Stadt hat ca. 18.000 Einwohner*innen und ist damit die größte Stadt außerhalb des dichter besiedelten Südwestens (um die Hauptstadt Reykjavík). Eine kleine Gemeinschaft in einer Kommune mit guter Infrastruktur zu sein ist mit verschiedenen Vorteilen verbunden, wenn es um nachhaltige Stadtentwicklung geht: es wird das Gefühl vermittelt, dass jede*r jede*n kennt, es gibt kurze Wege und es scheint, dass viele Einwohner*innen positiv und optimistisch in die Zukunft blicken. Mit der Universität von Akureyri, einem großen kulturellen Angebot und wunderschönen Landschaften in direkter Umgebung der Stadt, werden sowohl Gefühle der Urbanität als auch der Abgeschiedenheit geweckt. Die Stadt soll in den nächsten Jahren weiterwachsen und möchte nach Reykjavík das zweite Zentrum bzw. die kleine Hauptstadt des Landes werden.

In dieser Umgebung nahm Jacqueline Götze auch am JUSTNORTH Open Science Day teil. JUSTNORTH „Towards a Just, Ethical and Sustainable Arctic“ ist ein von der EU gefördertes Projekt zu Entscheidungsprozessen über wirtschaftliche Entwicklung in der Arktis. Das interdisziplinäre und internationale Team arbeitet mit verschiedenen Gerechtigkeitsansätzen und ethischen Prinzipien. Eines der vorläufigen Schlüsselergebnisse der Forschungsgruppe ist, dass ein anderer Anfangspunkt für wirtschaftliche Entwicklung notwendig ist: es solle vielmehr darum gehen, wie Menschen sich entfalten können. Dafür müssen Entscheidungsprozesse eine menschliche Entwicklungsperspektive unterstreichen, aber auch den nicht-menschlichen Elementen in den Ökosystemen eine Stimme geben, und ein Teilen von Werten unterstützen, um Entscheidungsprozesse zu ermöglichen, die mehr auf Kompromissen und weniger auf Verlust aufbauen. Auf Grund des Zentrum-Peripherie Kontexts in der Arktis wurde die Rolle von lokalen Regierungen und Kommunen hervorgehoben, da sie häufig in einer besseren Position seien gerechtere Prozesse zu gestalten.

Vom 13. bis 16. Oktober fand zudem eine der größten und bekanntesten Konferenzen zur Arktis in Reykjavík statt: die Arctic Circle Assembly. Jacqueline Götze und Arne Riedel (Ecologic Institute) nahmen an einem Panel teil, das sich mit der Frage beschäftigte, ob arktische Governance zukunftsfähig sei. Das SUDEA Team unterstrich, dass aus einer lokalen und städtischen Forschungsperspektive und einem europäischen Arktis-Fokus, arktische Governance (noch) nicht zukunftsfähig sei. Arne und Jacqueline teilten erste Einblicke aus ihrer Feldforschung über existierende Lücken zwischen verschiedenen Governance Ebenen, der lokalen, nationalen, regionalen und globalen sowie zwischen dem Norden und dem Süden, dem Zentrum und der Peripherie sowie auch innerhalb der Governance Ebenen mit Blick auf Wissenstransfer und die Berücksichtigung von verschiedenen Perspektiven. Darüber hinaus betonten sie, dass der Krieg gegen die Ukraine zu einer Verschiebung hin zu einem wieder stärkerem geopolitischen Narrativ geführt hat, das die Idee einer friedlichen arktischen Kooperation herausfordert. Obwohl diese Dynamiken einen großen Effekt auf die lokale Ebene haben, sind lokale Stimme häufig in diesen neuen Szenarien zur Entwicklung von arktischer Kooperation unterrepräsentiert. Deshalb seien formalisierte Mechanismen auf der lokalen Ebene notwendig, die das vorhandene Wissen und die Erfahrungen bündeln sowie Governance Prozesse, die sicherstellen, dass lokalen Perspektiven einbezogen werden.

 

Es war die erste Arctic Circle Assembly nach Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine, was zu einer äußerst geringen Beteiligung russischer Wissenschaftler*innen führte. Es gab nur wenige Panelsessions, die die Konsequenzen für arktische Kooperation nicht thematisierten. In den Diskussionen zur Zukunft arktischer Kooperation und inwiefern diese ohne russische Beteiligung weitergeführt werden könne, wurden verschiedene Einschätzungen geäußert, auch in Hinblick auf das wichtigste intergouvernementale Forum, den Arktischen Rat. Viele unterstrichen seine Relevanz wegen der Arbeit in den Bereichen Wissensproduktion von und für die Arktis zu Klima- und Umweltveränderungen, Search and Rescue, dem Schutz arktischer Biodiversität und der Einbeziehung Indigener Völker.

Leave Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert