Podiumsdiskussion und Forschungsworkshop zum Thema “Social protection and social cohesion”,

©DIE

Zwei Dutzend Forscher*innen aus drei Kontinenten kamen am 4. und 5. Dezember 2019 am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) zu einer Podiumsdiskussion und einem Forschungsworkshop zusammen. Sie diskutierten, ob sich Systeme der sozialen Sicherung positiv auf soziale Kohäsion auswirken. Gabriele Köhler (UNRISD) bejahte dies unter Verweis auf Forschung in mehreren südasiatischen Ländern. Stefan Beierl und Marina Dodlova (Universität Passau) berichteten, begrenzte Evidenz hierfür bei einem Arbeitsbeschaffungsprogramm in Malawi gefunden zu haben. Markus Loewe und Tina Zintl (DIE) hingegen führten eindeutigere Belege dafür an, dass sich Cash-for-Work-Programme in Jordanien positiv auf das Zusammenleben von syrischen Flüchtlingen und Einheimischen auswirken. Francesco Burchi und Christoph Strupat (DIE) wiederum hatten in Malawi keine eindeutigen Belege dafür gefunden, dass kleine Geldtransfers soziale Kohäsion verbessern; jedoch führt die Teilnahme an Spargruppen zu einem Anstieg von Vertrauen und Kooperation. Elsa Valli (UNICEF) argumentierte unter Verweis auf Forschung in Ecuador, dass solche Effekte maßgeblich von der Ausgestaltung der Sozialprogramme abhängen. Rachel Slater (Universität Wolverhampton) warnte, dass die Beendigung eines Sozialprogramms die soziale Kohäsion viel stärker schädigen kann als dessen Einführung soziale Kohäsion jemals fördert. Morteza Ghelich und Ali Akbar Tajmazinani (Universität Teheran) lieferten Belege genau hierfür aus dem Iran. Keetie Roelen merkte an, dass sich soziale Kohäsion umgekehrt auch positiv auf die Effektivität von Systemen der sozialen Sicherung auswirken kann. Viel wurde auch über die Definition des Begriffs „soziale Kohäsion“ diskutiert, wobei letztlich alle Teilnehmer*innen zustimmten, dass er eine horizontale Komponente (innergesellschaftliche Beziehungen), aber auch eine vertikale (Beziehungen zwischen Bürgern und Regierung) hat. Daniele Malerba (DIE) betonte, dass die Effekte von Sozialtransfers auf soziale Kohäsion auch deswegen von Bedeutung sind, weil sich hierdurch eventuell die Akzeptanz von Klimaschutz-Maßnahmen erhöhen ließe.