Die Teilnehmer*innen diskutierten erste Erkenntnisse aus dem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) geförderten GIZ-IDOS-Projekt „Feministische Beschäftigungspolitik in MENA und SSA“ und aus dem Gender-Kapitel des Jobs Flagship Reports der Weltbank.
Am 05. Dezember 2023 veranstaltete IDOS in Kooperation mit GIZ und BMZ ein Fachgespräch zum Thema „Feministische Beschäftigungspolitik – Frauen, Arbeitsmärkte und soziale Normen in MENA und SSA“ in Berlin. Das Fachgespräch konzentrierte sich auf soziale Normen als Ursachen für die niedrige und stagnierende Frauenerwerbsbeteiligung sowie mögliche Gegenmaßnahmen. Soziale Normen sind tief verwurzelt und nur schwer zu ändern. Sie können die zeitlichen Einschränkungen erklären, mit denen Frauen konfrontiert sind, z. B. durch häusliche Verpflichtungen und Care-Arbeit – die ein entscheidender Faktor für ihre niedrige Arbeitsmarktbeteiligung sind.
IDOS-Wissenschaftler*innen Dr. Tina Zintl und Dr. Alexander Stöcker hoben drei wesentliche praktische Implikationen hervor: Erstens sind bessere Daten notwendig, um genauer untersuchen zu können, welche sozialen Normen problematisch sind und die Entscheidungen von Frauen in verschiedenen sozialen Kontexten beeinflussen. Zweitens werden direkte Interventionen bezüglich sozialer Normen und intergenerationellem Lernen benötigt, die skalierbar sind und nachhaltig wirken. Drittens forderten sie gezielte Arbeitsmarktpolitik aufgrund des Strukturwandels, wobei der Schwerpunkt auf nachfrageseitigen Interventionen liegen sollte.
Federica Saliola und Abhilasha Sahay (beide Weltbank) unterstrichen ebenfalls die Rolle sozialer Normen und ihre heterogenen Auswirkungen auf die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen in unterschiedlichen Kontexten. Gesellschaftliche Einstellungen gegenüber erwerbstätigen Frauen können die Wirksamkeit von Maßnahmen und Programmen moderieren oder abschwächen. Darüber hinaus betonten sie, dass sektorale und fachliche Entscheidungen Schlüsselfaktoren für die Erwerbsbeteiligung von Frauen sind.
An die Präsentation schloss sich eine lebhafte Debatte an, in deren Mittelpunkt die Frage stand, wie soziale Normen verändert werden können, was die unterschiedlichen Entwicklungen in verschiedenen Ländern bestimmt und welche Rolle Herausforderungen der Digitalisierung und der grünen Transformation spielen. Die Expert*innen betonten die Bedeutung von Arbeitsnachfrage und Privatsektor sowie institutionellen Reformen und die Balance zwischen gendersensiblen und gendertransformativen Ansätzen. Da die Entwicklung der Frauenerwerbsbeteiligung vom länderspezifischen Kontext abhängt, ist ein fallweiser Ansatz erforderlich, um die strukturelle Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt anzugehen.
An der Veranstaltung nahmen Expert*innen des IDOS, der Weltbank Jobs Group und aus der Wissenschaft teil, sowie Vertreter*innen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).