Am 27. Oktober 2020 ist Professor Stephan Klasen nach langer und schwerer Krankheit verstorben. Stephan Klasen hat wie kein anderer die deutsche Entwicklungsökonomie geprägt und verändert. Er stand für eine Forschung, die analytisch präzise und methodisch rigoros ist, ohne aus dem Auge zu verlieren, dass Entwicklungsforschung einen ethisch fundierten Kompass braucht und besonders wertvoll ist, wenn sie Evidenz für gesellschaftliche Entscheidungsprozesse verfügbar macht.
Stephan Klasen war zugleich ein großartiger Hochschullehrer. Schon die Zahl der von ihm als Erstgutachter betreuten Promotionen (76!!) zeigt sein Engagement in diesem Bereich, aber auch die Art, wie es ihm immer gelungen ist, intellektuell zu inspirieren und einfühlsam individuell zu betreuen.
Viele seiner Schüler*innen sind heute selbst führende Persönlichkeiten der Entwicklungsforschung. Stephan Klasen hat zudem das Courant Forschungszentrum „Armut, Ungleichheit und Wachstum in Entwicklungsländern“ gegründet und damit der Entwicklungsforschung in Göttingen zu internationalem Renommee verholfen. Zudem hat er jahrelang die Diskussionen im wichtigsten deutschen Fachgremium, dem Entwicklungsökonomischen Ausschuss des Vereins für Socialpolitik, entscheidend mitgeprägt. Insofern kann man mit Fug und Recht von einer, von Stephan Klasen begründeten, „Göttinger Schule“ sprechen.
Auch das DIE hat sehr von Stephan Klasens Wirken profitiert. Einige unserer Wissenschaftler*nnen haben arbeitsbegleitend bei ihm promoviert, andere sind nach der Promotion zu uns gekommen oder kooperieren heute mit uns. Sie alle haben sich immer wieder sehr dankbar und voller Wertschätzung über Stephan Klasens kompetente und konstruktive Betreuung geäußert – und auch über seine bescheidene Art ohne jeden professoralen Dünkel. Auch erinnern wir uns noch sehr gerne an eine interne Evaluierung, in der Stephan Klasen unser Forschungsportfolio kritisch durchleuchtet und inspirierende Impulse zur Weiterentwicklung gegeben hat.
Stephan Klasen wird für uns immer ein großes Vorbild bleiben.