Am 23. September 2020 veranstaltete das Team des neuen, vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanzierten Forschungsprojekts am „Contested mobility“ einen digitalen Workshop zum Thema Migrationspolitik im Globalen Süden.
Die ersten zwei Panels thematisierten Hintergrund und Ausgestaltung ausgewählter Migrationspolitiken am Beispiel der Länder Malaysia, Äthiopien und Uganda sowie die Wechselwirkung von Migrationspolitik mit den Megatrends Urbanisierung, Klimawandel und fragile Staatlichkeit. Die Diskussionen verdeutlichten unter anderem die Herausforderungen der Übersetzung internationaler (Migrations-)Politikprozesse auf die nationale Ebene. So gestaltet sich etwa die im Rahmen des Globalen Flüchtlingspakts geforderte lokale Integration von Geflüchteten oft als ein komplizierter politischer Aushandlungsprozess zwischen internationalen Organisationen, nationalen Regierungen der Hauptaufnahmeländer und verschiedensten innerstaatlichen Akteuren, was eine substanzielle formale Integration weiterhin erschwert. Hinsichtlich der Wechselwirkung mit globalen Megatrends herrschte Einigkeit, dass ein stärkerer Austausch zwischen den verschiedenen politischen “Communities” im Sinne einer nachhaltigen und kohärenten Migrationspolitik von Vorteil wäre.
In einem dritten Panel präsentierte das Team des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) einen Analyserahmen, mit dem in den kommenden zwei Jahren Migrationspolitik in den Ländern Äthiopien, Ghana, Kenia, Kolumbien, Malaysia und Senegal untersucht werden soll.
Eine öffentliche Diskussionsrunde zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf internationale Migrationspolitik bildete den Abschluss des Workshops. Vertreter*innen des BMZ, der University of Ghana und der International Labour Organization (ILO) diskutierten über die sozio-ökonomischen Auswirkungen der Pandemie auf verschiedene migrantische Bevölkerungsgruppen und migrationspolitische Prozesse. Die Krise wirkt wie ein Brennglas, welches schon vorher bestehende Vulnerabilitäten und diese verursachenden strukturellen Probleme (wie z.B. die fehlenden sozialen Sicherungssysteme) nur noch stärker hervortreten lässt. Thema der Diskussion waren auch die verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen durch den Einbruch der Rücküberweisungen von Migrant*innen in ihre Heimatländer. Es bestand Einigkeit, dass multilaterale und regionale Lösungen in den Herkunfts- und Zielgebieten von Migrant*innen erforderlich sind, um diese globale Krise abzufedern. Zudem müssen die Sorgen und Nöte aufnehmender Gemeinschaften ernst genommen werden, um möglichen xenophoben Tendenzen entgegen zu wirken und eine nachhaltige Integration Geflüchteter zu ermöglichen.