Das MENA-Team am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) hat in den vergangenen Jahren umfangreiche Forschung zu den Gesellschaftsverträgen in der Region des Nahen Ostens und Nordafrikas (MENA) und den wechselseitigen Verpflichtungen von Staat und Bürgern hierbei betrieben, und dies in verschiedenen Ländern und Sektoren untersucht. Vor diesem Hintergrund möchte das Team nun die Forschung zu den Akteuren und Prozessen des Wandels dieser Verträge noch stärker vorantreiben. Mit der bemerkenswerten Ausnahme Tunesiens und den Bemühungen um die Aktualisierung bestehender Gesellschaftsverträge in Marokko und Jordanien sind die Sozialverträge in der Region nach wie vor weitgehend dysfunktional, wie im Irak, oder haben autoritäre Regime wieder an die Front gebracht, wie in Ägypten.
Inzwischen gibt es sowohl wissenschaftliche als auch entwicklungspolitisch orientierte Publikationen, die die „Brille“ des Gesellschaftsvertrags für die Analyse der Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft und deren Transformation nutzen. Herausforderungen ergeben sich nicht nur aus der Bewertung der Transformationen von einem Vertrag zu einem neuen, sondern auch aus dem Verständnis der normativen Implikationen neuer Verträge.
Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) veranstaltet daher am 23. bis 25. November 2020 einen Workshop, um sowohl qualitative als auch quantitative methodische Forschungsansätze und empirische Erkenntnisse zu diskutieren. Ziel ist dabei:
– die Triebkräfte der gegenwärtigen strukturellen und akteurszentrierten Transformationen von Sozialverträgen in der MENA-Region zu identifizieren;
– den jeweiligen Beitrag einzelner Treiber des Wandels zu analysieren/messen/modellieren – sowohl „objektiv“ als auch in der Wahrnehmung der Parteien des Gesellschaftsvertrags.
Beiträge zum Workshop können dabei empirische Untersuchungen sein, die Vergleiche zwischen Ländern, zwischen MENA und einer anderen Weltregion, zwischen Politikfeldern oder den Verlauf spezifischer Sozialverträge im Laufe der Zeit untersuchen. Dabei können inländische Triebkräfte – oder im weiteren Sinne „Spoiler“ – des Wandels und ihre Motive im Zentrum der Analyse stehen. Die Bedeutung regionaler und globaler Strukturen und/oder Akteure in diesen Prozessen kann jedoch ebenfalls berücksichtigt werden.
Wir laden Forscher*innen aus allen Ländern und aus allen relevanten Disziplinen (Soziologie, Wirtschaft, Politikwissenschaft, Rechtswissenschaften usw.) ein, Vorschläge für Beiträge einzureichen. Weitere Details sind hier abrufbar.