Wie tragen Agrarabsolvent*innen zur nachhaltigen ländlichen Entwicklung bei? Das Forschungsteam “Roots and Routes: Knowledge and Career Trajectories of Kenyan and Tanzanian Agriculture Graduates” des 60. Kurses des Postgraduate Programme for Sustainability and Cooperation (PGP) am IDOS gibt einen Einblick in seine Feldforschung. Ein Bericht.

Agrarwissenschaftliche Kenntnisse spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der ländlichen Wirtschaft, indem sie Innovationen fördern und Antworten auf neue Herausforderungen wie Klimawandel, Ernährungssicherheit und Beschäftigung geben. Hochschuleinrichtungen spielen in diesem Prozess eine Schlüsselrolle, da sie Absolvent*innen darauf vorbereiten, wissenschaftliche Kenntnisse in die Praxis zu übertragen.
Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs „Future Rural Africa“ (CRC 228) untersuchen wir die Karrierewege von Hochschulabsolvent*innen agrarwissenschaftlicher Studiengänge in Kenia und Tansania. Wir untersuchen ihre Ausbildungs- und Forschungserfahrungen, ihren beruflichen Werdegang, ihren Beitrag zur landwirtschaftlichen Entwicklung und die Abstimmung zwischen den Lehrplänen der Universitäten und den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Durch die Forschung wollen wir Strategien zur Stärkung des Übergangs von der universitären Ausbildung in den Beruf und zur Förderung landwirtschaftlicher Studiengänge als zukunftsorientierte Berufswahl entwickeln.
Feldforschung in Kenia und Tansania
Unser Forschungsteam, unter der Leitung von Dr. Michael Brüntrup, begann die Feldforschungsphase am 4. Februar 2025 in Nairobi, Kenia. Im Laufe der drei Monate werden wir eng mit unseren akademischen Partner*innen von der Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology (JKUAT) und der Jaramogi Oginga Odinga University of Science and Technology (JOOUST) in Kenia sowie der Sokoine University of Agriculture (SUA) und der Mzumbe University (MU) in Tansania zusammenarbeiten. Weitere Informationen über unsere Partner*innen und unsere Forschung sind hier zu finden.
Einblicke aus Workshops und Expert*inneninterviews
Um die Erfahrungen und Perspektiven von Hochschulabsolvent*innen in der Landwirtschaft besser verstehen zu können, organisierten wir zwei Fokusgruppen-Workshops – einen in Nairobi und einen in Kisumu. Diese lieferten wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Chancen, mit denen Absolvent*innen beim Übergang in den Arbeitsmarkt konfrontiert sind.
Darüber hinaus haben wir in Kisumu zahlreiche Expert*inneninterviews geführt und werden diese Gespräche in den kommenden Wochen in Narok und Nairobi fortsetzen. Die aus diesen Gesprächen gewonnenen Daten haben uns bereits dazu veranlasst, unseren Umfrageentwurf zu überarbeiten und zu verfeinern, der in Kürze veröffentlicht wird, um weitere Erkenntnisse über die Erfahrungen von Hochschulabsolvent*innen beim Berufseinstieg und die Relevanz der an der Universität erworbenen Fähigkeiten zu sammeln.
Wiederkehrende Schlüsselthemen aus unserer Forschung
Die vorläufigen Ergebnisse unserer ersten Workshops und Interviews haben mehrere kritische Punkte hervorgehoben:
- Bedarf an mehr praktischer Ausbildung in landwirtschaftlichen Studiengängen, um die Absolvent*innen besser auf die Herausforderungen der realen Welt vorzubereiten.
- Begrenzte Beschäftigungsmöglichkeiten für Absolvent*innen, was die Notwendigkeit unterstreicht, das Entrepreneurship und Start-ups im Agrarsektor zu fördern.
- Der Klimawandel ist ein großes Problem, das Anpassungsmaßnahmen wie Wassermanagement, klimafreundliche Technologien, Bodensanierung sowie verbessertes Saatgut und Inputs erforderlich macht.
- Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Universitäten und dem Agrarsektor, um sicherzustellen, dass die Forschung durch Absolvent*innen effektiv in die Praxis umgesetzt wird.
- Die wichtige Rolle der landwirtschaftlichen Beratungsdienste, die es den Absolvent*innen ermöglichen, mit Kleinbäuerinnen und – bauern zusammenzuarbeiten und den Wissenstransfer in die lokalen Gemeinschaften zu unterstützen.
Nächste Schritte
Wir werden unsere Forschung in den kommenden Monaten fortsetzen und freuen uns auf weitere Gespräche mit Absolvent*innen, landwirtschaftlichen Fachleuten, Institutionen und politischen Entscheidungsträger*innen. Unser Ziel ist es, die Kluft zwischen der akademischen Ausbildung und den Anforderungen des Arbeitsmarktes zu überbrücken und sicherzustellen, dass die Absolvent*innen landwirtschaftlicher Studiengänge gut vorbereitet sind, um zu einer nachhaltigen ländlichen Entwicklung beizutragen.
In Kürze starten wir unsere Online-Umfrage. Nach einem Monat in Kenia wird die zweite Phase unserer Forschung in Tansania am 1. März 2025 beginnen. Zum Abschluss unseres Forschungsaufenthaltes werden wir einen Restitutionsworkshop in Dodoma, Tansania, und einen weiteren in Nairobi, Kenia, Ende April 2025 veranstalten.
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