In 2024 zeigte das EU-geförderte Horizon-2020-Projekt (PRODIGEES), wie internationale Zusammenarbeit die Komplexität von Digitalisierung und nachhaltiger Entwicklung bewältigen kann. In diesem Jahr fanden 24 Austausche zwischen Wissenschaftler*innen aus den MGG-Ländern und Europa statt. Diese festigten PRODIGEES als zentrale Plattform für interdisziplinäre und grenzüberschreitende Forschung.
Internationale Forschung für lokale und globale Herausforderungen
Die Forschenden von PRODIGEES (Promoting Research on Digitalisation in Emerging Powers and Europe Towards Sustainable Development) setzten sich mit vielfältigen Themen auseinander und entwickelten durch den Austausch vergleichende Perspektiven, die lokale und globale Herausforderungen miteinander verbinden. Citlali Ayala und Isela Orihuela vom Instituto Mora kooperierten mit IDOS um die Wechselwirkungen zwischen Digitalisierung und Süd-Süd-Kooperation auf der einen Seite, sowie urbaner Nachhaltigkeit auf der anderen Seite zu untersuchen. In diesem Kontext identifizierte Isela Orihuela gemeinsame Herausforderungen für Mexiko und Deutschland, wie z. B. die Überbrückung digitaler Kluften zwischen ländlichen und städtischen Gebieten, die Integration öffentlicher Dienstleistungen in digitalen Plattformen und die Ausrichtung digitaler Innovationen auf nachhaltige Stadtplanung. Ihre Ergebnisse zeigen, wie Digitalisierung inklusive urbane Transformationen fördern kann.
IDOS-Expertin Dr. Anita Breuer vertiefte ihre Studien zu digitaler Desinformation, indem sie ihre Forschung aus Mexiko in einem einmonatigen Aufenthalt in Brasilien weiterentwickelte. Hier untersuchte sie, wie digitale Plattformen Gesellschaften polarisieren und die Demokratie untergraben. Ihre kritischen Erkenntnisse liefern wichtige Impulse für internationale Politikberatung. Auch Eva Lynders und Vy Dang setzten ihre Untersuchungen zur Digitalisierung fort, in ihrem Fall mit besonderem Blick auf die G20/T20. Nach ähnlichen Untersuchungen in Indien im vergangenen Jahr verbrachten sie einen einmonatigen Forschungsaufenthalt beim Managing Global Governance (MGG)/PRODIGEES-Projektpartner FGV EBAPE in Rio de Janeiro.
Ingrid Schneider von der Universität Hamburg vertiefte ihre vergleichende Forschung zu Datenschutzregulierungen in Südafrika, indem sie ihre zuvor in Mexiko, Indien und Brasilien durchgeführten Untersuchungen ergänzte und erweiterte. Sie untersuchte, wie internationale Rahmenbedingungen die nationale Gesetzgebung beeinflussen und wie die praktische Umsetzung der Daten-Governance gestaltet wird. Ihre Forschung identifizierte Chancen für Vereinheitlichungen und zeigte bestehende Lücken auf. Außerdem haben mit Dr. Sven Grimm, Matthias Kachelmann, Dr. Wulf Reiners und Benjamin Stewart vier IDOS-Wissenschaftler Forschungsaufenthalte an der Universität Stellenbosch mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten durchgeführt – unter anderem an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik.
Kollaborative Policy Labs und Konferenz in Südafrika
Im Mai organisierte PRODIGEES Policy Labs in Stellenbosch und Kapstadt, Südafrika, die Expert*innen aus 14 Institutionen zusammenbrachten. Die Teilnehmenden entwickelten gemeinsam politische Lösungen zu ethischer Datenverwaltung, digitaler Kompetenz, der Minderung ökologischer Auswirkungen der Digitalisierung und der Ausrichtung an den Zielen des UN Global Digital Compact. Einem kollaborativem Workshopkonzept folgend, wurden in den Sitzungen akademisches Fachwissen und praktische Politikgestaltung eng miteinander verbunden.
Unmittelbar im Anschluss an die Policy Labs fand eine gemeinsame MGG-Konferenz mit der National School of Government of South Africa (NSG) statt, die sich mit der Verknüpfung von Digitalisierung und nachhaltiger Entwicklung befasste, insbesondere im Hinblick auf Aus- und Fortbildungsangebote für den öffentlichen Dienst.
Forschung, die Kontinente verbindet
Die Forschenden von PRODIGEES befassen sich auch weiter mit der Digitalisierung im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung aus verschiedenen Perspektiven. Leanne Seeliger von der Universität Stellenbosch untersucht digitale Anreize, um die Wasserkonservierung im Khayamandi Township zu verbessern. Sie vergleicht dabei diese Maßnahmen mit Strategien des Wassermanagements in Deutschland. Unterdessen analysiert Rifqi Rachman vom Centre for Strategic and International Studies in Jakarta während seines Forschungsaufenthalts am IDOS, wie digitale Archive das kollektive Gedächtnis bewahren. Diese Projekte unterstreichen das Engagement von PRODIGEES für wirkungsvolle internationale Forschungspartnerschaften.
Forschungsergebnisse in praxisnahe Erkenntnisse umwandeln
Die Forschenden von PRODIGEES machen ihre Publikationen in zugänglichen und kreativen Formaten verfügbar. So hat etwa Rafaela Cavalcanti de Alcântara von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – Institut für Technikfolgenabschätzung in Wien das Fanzine Inhabiting Body-territories erstellt, das anschaulich die Schnittstellen von datengesteuertem Urbanismus und menschlicher Verkörperung darstellt.
Eine vollständige Liste der Veröffentlichungen, Präsentationen und digitalen Wissensprodukte von PRODIGEES findet sich auf der PRODIGEES-Website und kann aus dem PRODIGEES-Zenodo-Repository.
Ausblick
Zum Abschluss des Jahres 2024 bereitet sich PRODIGEES auf seine Abschlusskonferenz vor, die vom 9. bis 13. März 2025 vom Instituto Mora in Mexiko-Stadt ausgerichtet wird. Das Projekt, das im Januar 2020 begann, wird offiziell am 30. Juni 2025 enden.