Das Jahr 2024 war ein „Superwahljahr“. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung in über 60 Ländern war zur Wahl aufgerufen, darunter G20-Mitgliedstaaten wie Indonesien, Russland, Indien, Südafrika, Mexiko, die Europäische Union (EU), Brasilien (kommunale Ebene) und die USA sowie mehrere afrikanische Länder, die in der Afrikanischen Union vertreten sind (z. B. Ghana, Ruanda).
Die Ergebnisse dieser Wahlen werden die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit zur Umsetzung der Agenda 2030 und darüber hinaus setzen und damit prägen, wie mit Herausforderungen und möglichen Lösungen umgegangen wird, etwa bezogen auf rasante Fortschritte in den Bereichen künstliche Intelligenz und Digitalisierung.
2024 war zudem ein bedeutendes Jahr für zentrale multilaterale Prozesse, mit den Großereignissen UN-Zukunftsgipfel, BRICS+-Gipfel in Russland, Weltklimakonferenz COP29 in Baku und G20-Gipfel in Brasilien. Im kommenden Jahr wird Südafrika die G20-Präsidentschaft übernehmen und damit vier aufeinanderfolgende Jahre mit G20-Präsidentschaften des „Globalen Südens“ abschließen. Gleichzeitig wird Brasilien mit der Präsidentschaft der BRICS+ und der Ausrichtung der Weltklimakonferenz COP30 in Belém 2025 weiterhin eine führende Rolle in zentralen multilateralen Prozessen einnehmen. Eine Woche vor dem diesjährigen G20-Gipfel in Rio de Janeiro brachte der T20-Gipfel unter brasilianischer G20-Präsidentschaft führende Think Tanks aus G20-Staaten und darüber hinaus zusammen. Der Gipfel bot eine wichtige Gelegenheit für die G20 und die T20-Gruppe, die neuen Bedingungen für globale Kooperation im Bereich der nachhaltigen Entwicklung zu bewerten.
IDOS-Expert*innen haben zum diesjährigen T20-Prozess in vielfältiger Weise beigetragen: Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge war Mitglied des International Advisory Boards. Dr. Axel Berger fungierte als Lead Co-Chair der Task Force 4 „Trade and Investment for Sustainable and Inclusive Growth“ und Dr. Ulrich Volz war Mitglied der Task Force 3 “Reforming the International Financial Architecture”. Unmittelbar im Anschluss an den T20 Gipfel organisierten das IDOS / Managing Global Governance Programm (MGG) und das Institute for Applied Economic Research (IPEA) am 13. November ein T20 Side Event mit dem Titel „Globale Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung nach dem Wahljahr 2024“.
Ziel der Veranstaltung war es, die Ergebnisse der Wahlen in den G20-Mitgliedsländern (und darüber hinaus) sowie deren Auswirkungen auf die globale Kooperation für nachhaltige Entwicklung zu reflektieren. Gleichzeitig bot die Veranstaltung eine Plattform für verschiedene Akteur*innen innerhalb der T20-Gemeinschaft, um Prioritäten für 2025 auszutauschen. Der thematische Schwerpunkt der Veranstaltung steht in enger Verbindung mit Task Force 6: „Stärkung des Multilateralismus und der globalen Governance“.
Die Veranstaltung wurde von Vy Dang, Eva Lynders und Dr. Wulf Reiners moderiert und lud durch das Fishbowl-Format zu interaktivem Austausch unter den Teilnehmenden und Expert*innen ein. Die Veranstaltung begann mit einem Kurzvortrag von Dr. Luciana Mendes Santos Servo (Präsidentin des IPEA) sowie einem Video-Impuls von Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge. Es folgten Expertenbeiträge von Prof. Sachin Chaturvedi (Generaldirektor, Research and Information System for Developing Countries), Dr. Richard Ponzio (Direktor, Global Governance, Justice and Security Programme, Stimson Center) und Dr. André de Mello e Souza (Leiter des International Policy Centre for Inclusive Development, IPEA).
Zentrale Punkte der Diskussion waren die Analyse der Wahlen in Indien, den USA und der EU, sowie die Wahlen auf kommunaler Ebene in Brasilien in 2024. Ebenso wurden die zunehmende Bedeutung von Staaten und Akteure*innen des „Globalen Südens“ und regionaler Kooperation für erfolgreiche Globale Governance-Prozesse betont, sowie dringender Reformbedarf internationaler Organisationen ausgemacht. Darüber hinaus standen Umweltfragen im Mittelpunkt der Diskussion, wobei die potenzielle und herausragende Rolle Brasiliens in globalen Umweltfragen betont wurde. Sorgen wurden hinsichtlich potentieller Rückschläge geäußert, darunter ein möglicher Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen und Kürzungen der Klimafinanzierung unter der kommenden Trump-Administration.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam von IPEA und IDOS/MGG organisiert. Sie fand im Rahmen des PRODIGEES-Projekts des MGG-Programms mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft (MKW) des Landes Nordrhein-Westfalen statt.