Ziel der Veranstaltung war es, das Konzept der Polarisierung zu beleuchten und Ansätze zu dessen Messung zu diskutieren. IDOS hat gemeinsam mit dem Global Policy Centre for Governance des UNDP das Webinar „Die Blockade verstehen: Messung und Reaktionen auf Polarisierung“ organisiert.
Das Webinar war das dritte einer vierteiligen Reihe, in der Expert*innen sowie Praktiker*innen des UNDP-Teams weltweit Einblicke und Empfehlungen aus dem Human Development Report 2023/24 – zu dem auch IDOS beigetragen hat – diskutierten. Die Sitzung wurde von Pedro Conceição, Direktor des Human Development Report Office, mit einer Vorstellung zentraler Ergebnisse des Berichts eröffnet. Er erläuterte, wie Polarisierung kollektives Handeln für menschliche Entwicklung behindert und die Demokratie gefährdet. Er betonte, wie Wahrnehmungen von Ungerechtigkeit und Unsicherheit emotionale Spaltungen zwischen Bürger*innen vertiefen, die in ihren Meinungen oft weniger stark abweichen als der öffentliche Diskurs vermuten lässt. Im Webinar wurden die Identifikation und Messung von Polarisierung als essenziell für Akteur*innen der internationalen Zusammenarbeit herausgestellt.
Die IDOS-Wissenschaftler*innen Dr. Julia Leininger, Armin von Schiller , PhD, und Semuhi Sinanoglu, PhD, teilten daraufhin zentrale Botschaften zur Konzeptualisierung und Messung von Polarisierung für Entwicklungsprogramme. Sie betonten die Notwendigkeit konzeptioneller Klarheit, da mehrere Phänomene häufig fälschlicherweise als Polarisierung dargestellt werden. Zur Veranschaulichung erklärten sie, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt und Polarisierung miteinander verbunden, aber unterschiedliche Konzepte sind, und dass Details für eine effektivere Programmentwicklung entscheidend sind. Programme sollten demnach Zeit investieren, um die Art der Polarisierung im jeweiligen Kontext zu identifizieren, indem sie fragen, wer polarisiert ist und zu welchen Themen. Basierend auf dieser Analyse können Programme ihre Wirkungsgefüge verfeinern und auf die spezifischen Merkmale der Polarisierung anpassen und zuschneiden.
Das IDOS-Team gab auch Hinweise zur Bewertung der Datenqualität und Zuverlässigkeit bei der Messung von Polarisierung, hob die Stärken und Schwächen verschiedener Ansätze hervor und bot Strategien zur Vermeidung von Verzerrungen und Fehldeutungen an. Sie rieten Praktiker*innen, als Datennutzer*innen und Auftraggeber*innen von Datenerhebungen, Messungsansätze von Polarisierung kritisch zu hinterfragen, anstatt diese ungeprüft zu akzeptieren. Während der Veranstaltung teilten zudem mehrere Vertreter*innen der regionalen Hubs und Länderbüros des UNDP ihre eigenen Erfahrungen mit Datenerhebung und Programmentwicklung, was die Diskussion mit weiteren praxisnahen Einblicken bereicherte.