IDOS begeht 60. Jubiläum

Zum 60-jährigen Jubiläum blickte das Institut in diesem Jahr in einer Reihe von Veranstaltungen in Berlin, Brüssel und nun mit einer großen Konferenz in Bonn zurück und richtete gleichzeitig seinen Blick nach vorne, gemeinsam ‚nachhaltige Zukünfte‘ zu gestalten.

Group photo of the approx. 200 participants of the IDOS anniversary event in the Bundeskunsthalle in Bonn positioned on a large staircase.

©IDOS, Photo: Benjamin Westhoff

Im März 1964 wurde das German Institute of Development and Sustainability (IDOS, ehemals Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, DIE) mit dem Auftrag gegründet, Fachkräfte und Hochschulabsolvent*innen für die Arbeit im neuen Arbeitsfeld der Entwicklungspolitik zu schulen und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit durch Forschung und Politikberatung zu unterstützen. 60 Jahre nach der Gründung des Instituts freuen wir uns, in diesem Jahr unser 60-jähriges Jubiläum zu begehen. Gemeinsam mit Partner*innen aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft werfen wir nicht nur einen Blick zurück auf die vergangenen 60 Jahre, sondern richten diesen auch auf ‚nachhaltige Zukünfte‘.

Anknüpfend an die Jubiläumsveranstaltung in Berlin, die IDOS am 14. März gemeinsam mit dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AwZ) im Bundestag ausrichtete, sowie an die Jubiläumsveranstaltung in Brüssel am 16. April zusammen mit der European Think Tanks Group (ETTG) und der European Association of Development Institutes (EADI) in der Landesvertretung von Nordrhein-Westfalen, fand am 4. Juli 2024 die Jubiläumskonferenz des Instituts im Kunstmuseum in Bonn statt. Während sich die Veranstaltung in Berlin und Brüssel besonders an politische Entscheidungsträger*innen richtete und sich mit der Bedeutung von Wissenschaft und Entwicklungsforschung für die deutsche und europäische Entwicklungspolitik befasste, brachte IDOS‘ Jubiläumskonferenz in Bonn Vertreter*innen aus Wissenschaft und Praxis zusammen, um gemeinsam die Auswirkungen geopolitischer Veränderungen und gegenwärtiger globaler Herausforderungen auf die inter- und multilateral Entwicklungszusammenarbeit zu reflektieren.

‘IDOS at 60: The future of development, development of sustainable futures’

Geleitet von dem Thema “The future of development, development of sustainable futures” befassten sich die Teilnehmenden von unterschiedlichen Ausgangspunkten mit dem Konzept der Sustainable Futures (Nachhaltige Zukünfte) – Zukünfte im Plural, da sie berücksichtigen, dass es innerhalb der planetaren ökologischen, wie auch ökonomischen, sozialen und politischen Leitplanken, unterschiedliche Vorstellungen und Ausgestaltung dieser Transformationspfade gibt. Anknüpfend an die Begrüßungsworte von IDOS-Direktorin Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge, Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, Prof. Dr. Andrea Kienle, Abteilungsleiterin für Forschung im Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) des Landes Nordrhein-Westfalen, und Prof. Dr. Birgit Ulrike Münch, Prorektorin für Internationales an der Universität Bonn, sprach Botschafterin Dr. Len Ishmael, Brussels Diplomatic Academy, in ihrer Keynote über die sich verändernde Beziehung zwischen dem Westen und dem so genannten Globalen Süden. So betonte sie, wie sich die Welt in den letzten 60 Jahren, seit Gründung des Instituts, verändert habe. Dabei führten sowohl ökonomische und demographische Entwicklungen, vor allem aber auch jüngere politische Konflikte wie der Umgang mit der Covid-19 Pandemie, dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, sowie dem Krieg in Israel und Gaza, zu einem Vertrauensverlust in den Westen und zu der im Nachgang zum Zweiten Weltkrieg etablierten internationalen Organisationen auf der einen Seite, und der Etablierung einer neuen globalen Ordnung auf der anderen Seite.

Keynotes und Podiumsdiskussionen

Die erwähnten geopolitischen Veränderungen, der Vertrauensverlust in den Westen und die Formierung einer neuen globalen Ordnung spiegelten sich ebenso in den darauffolgenden Podiumsdiskussionen wider. So unterstrichen Prof. Dr. Felix Asante, Universität Ghana, Prof. Dr. Kunal Sen, UNU WIDER, Prof. Dr. Imme Scholz, Heinrich-Böll-Stiftung, und Alexia Faus Onbargi, IDOS, in einer von Dr. Daniele Malerba, IDOS, moderierten Podiumsdiskussion, die Herausforderungen in der Umsetzung einer sozial-ökologischen Transformation, die nur durch die gleichzeitige Berücksichtigung von Gerechtigkeits- und Umweltaspekten gelingen kann. Internationale Zusammenarbeit sei dabei von zentraler Bedeutung, um international divergierenden Interpretationen einer „Just Transition“ sowie sogenannten Spillover-Effekte zu begegnen. Wie das darauffolgende Panel darlegte, wird die internationale Umsetzung dieser Prozesse jedoch durch das schwindende Vertrauen in etablierte Organisationen erschwert. In der von Dr. Axel Berger, IDOS, moderierten Podiumsdiskussion, reflektieren Prof. Dr. Archna Negi, Jawaharlal Nehru University, Prof. Dr. Jörg Faust, Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval), Dr. André de Mello e Souza, Instituto de Pesquisa Econômica Aplicada (IPEA), Dr. Danai Tembo, Nelson Mandela University, und Dr. Eva Kracht, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), die Auswirkungen globaler Machtverschiebungen auf die Gestaltung einer internationalen Nachhaltigkeitsagenda über 2030 hinaus. Die Panelist*innen betonten, wie Autokratisierungsprozesse, ökonomische Machtverschiebungen und die wieder zunehmende Bedeutung von Sicherheitspolitik das Vertrauen und die Handlungsmacht etablierter internationaler Institutionen schwächen, während zugleich neue internationale Organisationen und Fora wie die BRICs oder G20 an Bedeutung gewinnen. Vertrauen in Institutionen, die Zusammenarbeit mit diversen nicht-staatlichen Akteur*innen sowie die Stärkung international inklusiver Prozesse seien daher zentrale Aspekte für die Gestaltung einer post-2030 Agenda.

Darauf folgte eine Keynote von Jochen Steinhilber, Abteilungsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). In seiner Keynote legte Steinhilber das Augenmerk auf die Rolle von Kommunikation zwischen unterschiedlichen Welten – sowohl nach innen in die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen Deutschlands, als auch auf internationaler Ebene. Hierbei reflektierte er die Bedeutung davon, grenzüberschreitende Kooperation, beruhend auf solidarischen, interessen- und werteorientierten Prinzipien, nicht als eine Spielwiese kleiner Eliten zu begreifen, sondern als Teil der kollektiven Identität der deutschen Gesellschaft. Dies setzt zum einen basale Kenntnis und Interesse an Entwicklungsherausforderungen weltweit voraus und auf der anderen Seite erfordert es verlässliche und auf faktischen Wahrheiten beruhende Diskussionen zum Politikfeld auch im politischen und medialen Raum. Dies sei gerade in den letzten Monaten häufig nicht gegeben gewesen. Stattdessen würden faktische Fehldarstellungen genutzt, um das Politikfeld zu diffamieren, ohne zu reflektieren, dass diese polarisierende Politik internationaler Kooperation entgegenstehenden Kräften auch im Zusammenhang mit ohnehin zu beobachtenden Autokratisierungsprozessen in die Hände spiele.

An die Keynote anschließend befasste sich eine dritte, von Dr. Daniel Nowack, IDOS, moderierte Podiumsdiskussion mit der Zukunft der Entwicklungspolitik vor dem Hintergrund zunehmender Polarisierung und Autokratisierung. Die Panelist*innen Dr. Len Ishmael, Jochen Steinhilber, Hawa Ba, Open Society Foundations, Colin Scicluna, European Commission, und Margarita Gómez García, Southern Voice, beleuchteten, wie das Erstarken rechtspopulistischer Parteien innerhalb der EU zu einem Verlust von Glaubwürdigkeit europäischer Akteur*innen im Bereich Demokratieförderung führe. Zugleich unterstrich Margarita Gómez García, dass die Förderung demokratischer Prozesse und Systeme nur unter Berücksichtigung des lokalen Kontextes gelingen könne.

Internationale Zusammenarbeit als elementarer Bestandteil der Zukunft

Während die diversen Keynotes und Podiumsdiskussionen besonders die aktuellen Herausforderungen im Bereich der internationalen Zusammenarbeit thematisierten, wurde zugleich deutlich, dass die Bewältigung gegenwärtiger globalen Herausforderungen im ökonomischen, sozialen und ökologischen Bereich nur gemeinsam gelingen kann; Zusammenarbeit und Kooperation auch in der Zukunft Voraussetzung für die Gestaltung nachhaltiger Zukünfte sind. So betonte Achim Steiner, Leiter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), in einer abschließenden Videobotschaft, dass das Politikfeld der internationalen Zusammenarbeit nicht Teil einer abgeschlossenen Vergangenheit, sondern ein elementarer Bestandteil unserer Zukunft sei, um gemeinsam gegenwärtige globale Herausforderungen zu bewältigen.

IDOS bedankt sich bei seinen Partnern*innen für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit der letzten 60 Jahre, für die Reflektion und das gemeinsame Feiern von 60 Jahren Forschung, Beratung und Ausbildung für Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit, und freut sich, auch weiterhin zur Gestaltung einer kooperativen multipolaren Welt für nachhaltige Zukünfte beizutragen.

IDOS at 60: The Future of Development, Development of Sustainable Futures

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