Rückblick COP28: Neue Impulse für umsetzungsorientierte Klima-Governance nutzen

Photo: Aparajita Banerjee, Anna-Katharina Hornidge, Alexia Faus Onbargi vor einer Wand auf der United Nations Climate Change Conference (COP28) in Dubai 2023

Von Links: Aparajita Banerjee, Anna-Katharina Hornidge, Alexia Faus Onbargi ©IDOS

Die UN-Klimakonferenz (COP28) zur Förderung multilateraler Antworten auf die Klimakrise fand vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, statt.

Auch auf der diesjährigen UN-Klimakonferenz (COP28) in Dubai war IDOS mit einer wissenschaftlichen Delegation und einigen Veranstaltungen vertreten. Lesen Sie hier mehr über die Aktivitäten und neuen Impulse auf der COP28.
Ganz oben auf der Tagesordnung der diesjährigen COP standen die Erwartungen, ehrgeizige Ergebnisse in Bezug auf die erste globale Bestandsaufnahme im Rahmen des Pariser Abkommens, die Rahmenbedingung für die Operationalisierung des neu geschaffenen Fonds für Verluste und Schäden sowie für das globale Anpassungsziel (GGA) zu erzielen.

Die COP 28 begann mit der Verabschiedung des L&D-Fonds und den ersten finanziellen Zusagen für seine notwendige Umsetzung als wichtiger Schritt in Richtung globaler Klimagerechtigkeit. Andere Themen, wie eine Einigung über einen möglichen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und eine ehrgeizige GGA, erwiesen sich in den Verhandlungen als weitaus schwieriger. Das Endergebnis, und insbesondere die erstmalige Erwähnung des „Ausstiegs aus den fossilen Brennstoffen“ in einem Abschlussdokument der COP seit den Rio-Konventionen von 1992, wird von vielen Parteien und Beobachtern als historisch angesehen, da es den Beginn des Endes der Ära der fossilen Brennstoffe signalisiert.

Darüber hinaus fand auch eine Schlüsselinitiative der Europäischen Union, nämlich die Verdreifachung der weltweiten Kapazität an erneuerbaren Energien und die Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030, Eingang in das Abschlussdokument. Viele Entwicklungsländer waren jedoch unzufrieden mit den schwachen Formulierungen zu Zielen und Zeitplänen und insbesondere mit dem Fehlen neuer und zusätzlicher Finanzmittel im Rahmen der GGA.

Als Beobachterorganisation präsentierten IDOS-Wissenschaftler*innen dort Forschungsergebnisse und analysierten die Fortschritte bei verschiedenen Tagesordnungspunkten der Verhandlungen. Unsere Hauptschwerpunkte in diesem Jahr waren die Klimafinanzierung, die Regelungen zur Finanzierung von Loss and Damage, Just Transition (Gerechte Übergänge) und das globale Anpassungsziel. Darüber hinaus beschäftigten sich IDOS-Expert*innen auch mit anderen klimapolitischen Bereichen wie Gesundheit, menschlicher Mobilität, lokalen Gemeinschaften und indigenen Völkern sowie nichtstaatlichen Klimaschutzmaßnahmen.

 

 

Kohärente und sozial gerechte Klimapolitik für Just Transition

Die Podiumsteilnehmenden und die Moderatorin des zweiten Podiums des Side-Events zum Thema "Sicherstellung des 'Gerechten' in gerechten (Energie-)Übergängen: Erkenntnisse aus Deutschland, Südafrika und anderen JET-P-Ländern", moderiert von Alexia Faus Onbargi von IDOS, zusammen mit den Podiumsteilnehmern aus dem BMZ (Frau Brigit Strube), IRENA (Frau Mirjam Reiner) und WWF-SA (Frau Innocentia Modau)

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Am 6. Dezember veranstaltete IDOS gemeinsam mit dem Stockholm Environment Institute (SEI) und der Taiwan Youth Climate Coalition ein offizielles Side-Event zur Gestaltung einer kohärenten und gerechten Klimapolitik mit dem Ziel eines sozial gerechten Übergangs in eine klimaneutrale und nachhaltige Zukunft. In einem zweiten Panel ging es um die Sicherstellung der ‚Gerechtigkeit‘ in Just (energy-)Transition-Prozessen. Erkenntnisse aus Deutschland, Südafrika und anderen JET-P-Ländern (just energy transition-partnerships) wurden diskutiert. Das Panel wurde von IDOS-Wissenschaftlerin Alexia Faus Onbargi moderiert und brachte Podiumsteilnehmende von BMZ (Brigit Strube), IRENA (Mirjam Reiner) und WWF-SA (Innocentia Modau) zusammen.

Die Panellist*innen hatten drei zentrale Botschaften: Erstens wurde Just Transition als Brücke zwischen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und dem Pariser Abkommen betont. Zweitens muss „Gerechtigkeit“ in Just Transition-Prozessen in spezifischen lokalen Kontexten ausgehandelt werden. Drittens müssen Just Transition-Prozesse zivilgesellschaftliche Organisationen von Anfang an einbeziehen.

Die Veranstaltung umfasste Live-Doodleists von Tofu Creatives, die die Diskussion durch visuelles Storytelling begleitet haben.

Image: Doodlist

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Klima-resiliente Gesundheitssysteme: Das Versprechen einlösen, kein Kind zurückzulassen

Anlässlich des ersten Gesundheitstages auf der COP28 fand am 3. Dezember im deutschen Pavillon ein Side-Event zum Thema klimaresiliente Gesundheitssysteme statt. An der Podiumsdiskussion, die von Save the Children International organisiert und von Dr. Revati Phalkey, Save the Children International, moderiert wurde, nahmen Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge (IDOS), Dirk Meyer (BMZ), Inger Ashing (Save the Children International), Prof. Dr. Kristie L. Ebi (University of Washington), Dr. Youssef Nassen (UNFCCC), Dr. Phonepaseuth Ounaphom (Ministry of Health, Lao PDR) und Marie-Ange Saraka-Yao (Gavi – The Vaccine Alliance) teil.

Die Panelist*innen beleuchteten die Rolle globaler Gesundheitspartner*innen bei der Gewährleistung eines gerechten Zugangs zu Gesundheitssystemen. Anna-Katharina Hornidge wies auf den Leitbericht „Gesund Leben auf einer gesunden Erde“ des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hin. Sie betonte, wie wichtig es ist, die Gesundheitskompetenz zu fördern, indem gesundheitsorientierter Unterricht in die Lehrpläne der Schulen aufgenommen wird. Gleichzeitig hob sie die Rolle der G7 und der G20 als wichtige Governance-Fora hervor, die sich verstärkt mit Fragen der Gesundheit, insbesondere der Gesundheit von Kindern, und der universellen Gesundheitsversorgung befassen sollten.

 

Globale Klimafinanzierungsmechanismen für Dürre und Bodendegradation stärken

Anlässlich des Ernährungs-, Landwirtschafts- und Wassertages am 10. Dezember war IDOS gemeinsam mit dem Sekretariat des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) und dem Africa Research and Impact Network (ARIN) Gastgeber der Veranstaltung „Pathways for strengthening global climate finance mechanisms for drought and land degradation“ im Land & Drought Resilience Pavilion.

Zu den Sprecher*innen gehörten Dr. Daniel Tsegai (UNCCD), Herr Tshewang Dorji (Globale Umweltfazilität, GEF), Frau Mercy Grace Munduru (ActionAid International Uganda) und Dr. Mariya Aleksandrova (IDOS), die Synergien zwischen dem UNCCD- und dem UNFCCC-Regime erörterten. Der Schwerpunkt lag auf der Finanzierung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und Reaktionen auf verbleibende Verluste und Schäden sowie auf den Möglichkeiten zur Verbesserung nationaler und lokaler Governance-Strukturen für eine wirksame Zuweisung und Nutzung von Klimafinanzierungsmitteln für Dürre und Landdegradation in Afrika. Die Podiumsteilnehmenden betonten außerdem die Notwendigkeit, Dürre als globale Herausforderung anzuerkennen, die Bedeutung von Investitionen in die Verringerung des Dürrerisikos sowie die entscheidende Rolle von Organisationen der Zivilgesellschaft in diesem Zusammenhang.

 

Immobilität als übersehener Aspekt in der Debatte um Loss and Damage

Photo: Cop28 Side Event, Panel der 6 Podiumsteilnehmer, die auf der Bühne sitzen, und 1 Moderator, der vor dem Rednerpult steht, POV aus dem Publikum in Richtung des Panels, das über "Immobilität als übersehener Aspekt in der Debatte um Loss and Damage" spricht.

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Am 10. Dezember organisierte IDOS gemeinsam mit der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) ein Side-Event im Klimamobilitätspavillon. Andrea Jiron (Laruta del Clima), Josette Edward-Charlemagne (Kommission der Organisation Ostkaribischer Staaten (OECS)), Leona Hollash (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)), Nadine Biehler (SWP), Shakirul Islam (OKUP, eine Migranten-Basisorganisation) und Susan S. Ekoh (IDOS) diskutierten das Thema der Immobilität als einen übersehenen Aspekt in der Debatte um Loss and Damage.

Die Sitzung wurde von Anne Koch (SWP) moderiert. Die Diskussionen beleuchteten das Thema Klimamobilität aus Sicht der Forschung, der Zivilgesellschaft, der Gemeinden und der Politik. Insgesamt herrschte Einigkeit darüber, dass die klimabedingte Mobilität der Menschen komplex ist und dass die Immobilität als Teil dieser Komplexität in der Politik und bei der Klimafinanzierung berücksichtigt werden muss (z. B. durch die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen und Verlusten und Schäden). In den Diskussionen wurde betont, dass die Menschen das Recht haben, umzuziehen, aber auch zu bleiben, und dass sich dies in der Art der Unterstützung für die betroffenen Gemeinschaften widerspiegeln sollte. Dazu gehören auch Überlegungen zu wirtschaftlichen und nichtwirtschaftlichen Verlusten aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels. Darüber hinaus müssen Forschungs- und Datenlücken geschlossen werden, um angemessene politische Maßnahmen und Reaktionen zu ermöglichen.

 

Green Hydrogen Policymaking in Developing Countries

Photo: Dr. Rita Strohmaier ist Wirtschaftswissenschaftlerin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprogramm: Transformation der Wirtschafts- und Sozialsysteme

Dr. Rita Strohmaier, ©IDOS

Am 10. Dezember 2023 stellten UNIDO, IRENA und IDOS während eines gemeinsamen Side-Events im IRENA-Pavillon, ihren Bericht „Grüner Wasserstoff für eine nachhaltige industrielle Entwicklung“ vor. Zum Bericht…

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