Am 16. Oktober 2023 war Prof. Dirk-Jan Koch, Chief-Science-Officer am niederländischen Außenministerium und Professor an der Radboud Universität Nimwegen (Niederlande), mit seinem neuen Buch am IDOS zu Gast.
In einer von Dr. Niels Keijzer und Dr. Lena Gutheil organisierten Buchpräsentation stellte Prof. Dirk-Jan Koch sein Buch zu unintendierten Effekten in der Entwicklungszusammenarbeit vor, welches online verfügbar ist (Open Access). Die unerwünschten Nebeneffekte von Projekten und Programmen finden in der Entwicklungszusammenarbeit oft zu wenig Beachtung, da sie schwer zu antizipieren sind und auch in Evaluierungen oft nicht berücksichtigt werden. Basierend auf langjähriger Forschung werden im Buch die 10 bedeutsamsten unintendierten Effekte identifiziert und vorgestellt, wie beispielsweise der „backlash“ Effekt, der eintritt, wenn Entwicklungszusammenarbeit als illegitime Intervention wahrgenommen wird. Es gibt auch Preiseffekte, wenn Entwicklungszusammenarbeit zu Preissteigerungen in Entwicklungsländern beiträgt.
In der Vorstellung seines Buches räumte Dirk-Jan Koch ein, dass unintendierte Effekte oft allein als negativ oder unvermeidlich bezeichnet werden. Dies muss jedoch nicht der Fall sein. In seinem Buch zeigt der Autor einige Wege auf, wie man diesen Effekten praktisch begegnen kann und gibt Empfehlungen für Praktiker*innen, Politiker*innen und Evaluator*innen.
Anschließend an die Präsentation eröffneten drei Expert*innen die Diskussionsrunde. Peter Krahl (BMZ) betonte insbesondere die Bedeutung der Ergebnisse für Geber*innen und Implementierungsorganisationen und plädierte für eine intensivere Kultur des organisationalen Lernens. Dr. Stephan Klingebiel (IDOS) reflektierte über das sich verändernde geopolitische Umfeld, in dem sich die Entwicklungszusammenarbeit bewegt, und welches mit einem Bedeutungsverlust der Aid-Effectiveness-Agenda einhergeht und die Einbeziehung von unintendierten Effekten erschwert. Der abschließende Kommentar von Dr. Zunera Rana (Radboud Universität Nimwegen) thematisierte die praktischen Herausforderungen, die sich aus der Einbeziehung von unintendierten Effekten in Evaluierungen ergeben.
In der anschließenden Fragerunde mit dem Publikum wurden diese Aspekte angesprochen, wobei der Schwerpunkt auf den Methoden lag, die zum besseren Verständnis und zur Untersuchung unintendierter Effekte erforderlich sind. Zudem wurde die größere Bedeutung von unintendierten Effekten für Politikbereiche jenseits der Entwicklungszusammenarbeit hervorgehoben.