IDOS veranstaltet einen Runden Tisch über biologische Vielfalt und Ernährungssicherheit im Rahmen der African Futures Konferenz

Rund 50 Personen nahmen am 2. Juni in Köln am Runden Tisch zu Biodiversität und Ernährungssicherheit teil. Die Diskussion stand unter der Fragestellung „Mehr Land unter Schutz und mehr Nahrung für die Menschen: Wie kann internationales und lokales Wissen mobilisiert werden, um die widersprüchlichen Ziele in Einklang zu bringen?“

Die Veranstaltung wurde von IDOS in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln und im Rahmen der 9. European Conference of African Studies (ECAS) organisiert. Die alle zwei Jahre stattfindende ECAS ist Europas größte internationale Konferenz mit afrikanischem Schwerpunkt, die Forscher, politische Entscheidungsträger und Führungskräfte aus der ganzen Welt zusammenbringt. Die diesjährige Konferenz wurde vom Global South Studies Centre (Universität Köln) und dem Institute for Anthropological Research on Africa (IARA) (Universität Leuven) organisiert und stand unter dem Thema „African Futures“.

Die Diskussion am Runden Tisch fand vor dem Hintergrund der Vereinbarung der Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen (CBD COP 15) statt, 30 Prozent der Erdoberfläche und 30 Prozent der degradierten Ökosysteme bis 2030 unter Schutz zu stellen. Dies ist zwar ein grundlegender Schritt, um den Verlust der biologischen Vielfalt deutlich zu verringern, doch erfordert dies möglicherweise neue Antworten auf die Frage, wie die Ernährungssicherheit im globalen Süden gewährleistet werden kann, während gleichzeitig ein höherer Prozentsatz der Land- und Wasserflächen unter Schutz gestellt wird.

IDOS Senior Researcher Dr. Irit Ittner moderierte die Diskussion, dem Panel gehörten an: Dr. Godfrey Tawodzera, Senior Lecturer des Department of Geography and Environmental Sciences an der University of Limpopo, Südafrika; Arno Bratz, Leiter Sektorstrategie, Wissen und Lernen der Welthungerhilfe (WHH); und Prof. Michael Bollig vom Institut für Sozial- und Kulturanthropologie der Universität zu Köln. Dr. David Lerch, Head of Food, Food Security & Product Supply Communications bei der Bayer AG, war als Zuhörer eingeladen und beteiligte sich ebenfalls an der Diskussion.

Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass die COP 15-Vereinbarung ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist. Die Modalitäten, mit denen das 30-Prozent-Ziel erreicht werden soll, sind jedoch unklar. Schutzgebiete in Afrika können oft soziale Ungleichheiten reproduzieren, da sie das Ergebnis der kolonialen Vergangenheit oder heutiger autoritärer Politiken sind. Dr. Tawodzera betonte, dass die Gemeinden ein gewisses Maß an Eigenverantwortung haben sollten, wenn Naturschutzbemühungen auf lokaler Ebene funktionieren sollen – der Schutz sollte von den Gemeinden vor Ort verwaltet werden, und sie sollten von den Vorteilen jeglicher Schutzbemühungen profitieren.

Professor Bollig wies darauf hin, dass der Naturschutz zwar für einige unternehmerische Menschen Möglichkeiten zur Einkommensdiversifizierung schaffen kann, beispielsweise durch die Tourismusindustrie, dass er sich aber nicht in nennenswertem Umfang positiv auf die Lebensgrundlagen der lokalen Gemeinschaften auswirkt. Eine der wirksamsten Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssicherheit in Namibia und Botswana, die auch zur Abschwächung der Auswirkungen von Naturschutzmaßnahmen genutzt werden könnte, war die Einführung eines Grundeinkommens in Form von Altersrenten. Prof. Bollig bemerkte auch, dass Naturschutzmaßnahmen, die sich auf den Schutz von Wildtieren konzentrieren, nur eine begrenzte Reichweite haben; andere Ressourcen, wie z. B. Saatgutsorten, sind sehr wertvoll und sollten geschützt werden.

Die Diskussionsteilnehmer wiesen ferner darauf hin, dass die Ernährungssicherheit nicht auf ein Problem der Nahrungsmittelproduktion reduziert werden kann, sondern vielmehr eine Frage des Zugangs, der Verteilung und in einigen Fällen des mangelnden politischen Willens ist. Konflikte, Klimaextreme und der Verlust der Artenvielfalt tragen alle zu Hunger und Ernährungsunsicherheit bei. Herr Bratz verwies auf Lösungen wie Zahlungen für Ökosystemleistungen, mit denen Landwirte für die Anwendung von Techniken entschädigt werden könnten, die einen großen Nutzen für die biologische Vielfalt haben. Er wies auch auf das Potenzial der nachhaltigen Intensivierung hin und betonte, dass die Ernährungssicherheit wahrscheinlich nur durch eine Kombination von Ansätzen erreicht werden kann. Dr. Tawodzera fügte hinzu, dass Landbesitz und -verteilung in einigen Kontexten ein Problem darstellen. Er forderte auch eine Änderung der Finanzierungssysteme, um lokales Wissen und Praktiken zu fördern, die nahrhafte und nachhaltige Lebensmittel produzieren. Die derzeitigen Finanzierungssysteme bieten Anreize für nicht nachhaltige Praktiken, die lokal nicht sinnvoll sind.

Abschließend forderten die Diskussionsteilnehmer die Einbeziehung der Zivilgesellschaft des globalen Südens, die Umsetzung von Forschungsergebnissen in klare, verwertbare Informationen und die Förderung der Forschung über den Nährwert traditioneller Kulturpflanzen unter Einbeziehung von lokalem und indigenem Wissen.

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