Um diese Themen weiter voranzubringen, organisierten IDOS, im Namen von FFVT, und das kanadische Local Engagement Refugee Research Network (LERRN) am 15. September 2022 einen Online-Workshop zum Thema „Forced Migration Studies and Policy Dialogue: Promoting New Ways of Knowledge Production and Policy Transfer“. Zu den eingeladenen Teilnehmenden gehörten deutsche und kanadische Regierungsvertreter*innen, öffentliche und private Forschungsförderer, internationale Geflüchtetenorganisationen und Fluchtforscher*innen aus dem Globalen Süden, Norden und Osten. Der Workshop verdeutlichte, dass lokalisiertes und kontextualisiertes Wissen notwendig ist, um neue Ansätze in der Fluchtforschung zu identifizieren, dem Forschungsfeld mehr Legitimität zu verleihen und die vorherrschenden politischen Paradigmen, die von Fluchtkonzepten aus dem Globalen Norden dominiert werden, zu hinterfragen.
Lokalisierte Forschung kann kontextspezifische Lösungen, Innovationen und Erfolgsmodelle hervorbringen, deren Entstehung und Umsetzung ohne die Beteiligung Geflüchteter nicht möglich wäre. Daher müssen Menschen mit Fluchterfahrung von Anfang an bei Fragen rund um Förderstrukturen, Forschung und Politik einbezogen werden. Dies wird jedoch dadurch erschwert, dass derzeitige Strukturen der Wissensproduktion erhebliche Barrieren für Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen aus dem Globalen Süden und Osten aufrechterhalten. Daher sind grundlegend andere Herangehensweisen erforderlich, um lokalisierte Forschung, die Beteiligung Geflüchteter und gleichberechtigte Partnerschaften erfolgreich umsetzen zu können. Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen müssen dabei die eigene Position als Akteure in postkolonialen Strukturen mit ungleichen Machtverhältnissen kritisch reflektieren und vorherrschende Politiken der Wissensproduktion in der Migrationsforschung dekonstruieren.
Deshalb sollen zwei Zielsetzungen im Fokus der weiteren Aktivitäten von FFVT stehen, um lokalisierte und kontextualisierte Wissensproduktion in der Fluchtforschung zu fördern: (1) die Dekolonisierung verschiedener Elemente der Wissensproduktion, einschließlich Finanzierungsstrukturen, Forschungsansätze und -methoden und (2) die Erweiterung der Zusammenarbeit mit und zwischen Netzwerken des Globalen Südens und Ostens, die sich mit Fluchtfragen befassen. Dies beinhaltet auch den Aufbau strategischer Partnerschaften mit Akteuren, die humanitäre und entwicklungspolitische Ansätze unter Forschenden und Finanzierungsinstitutionen verbinden.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Projekts: https://www.ffvt.net/