Wie kann transdisziplinäre Arktisforschung gemeinsam mit indigenen Rechteinhaber*innen gestaltet werden? Das war die Leitfrage des 18. Arktisdialogs am 8. Dezember 2021.
Die inklusive, transdisziplinäre Generierung von Wissen ist auch in der Arktisforschung eine Herausforderung – und gleichsam, wenn in der Politikgestaltung berücksichtigt, ein bedeutsamer (wenn nicht der bedeutendste) Hebel, um die Auswirkungen der Klimakatastrophe in der Arktis und weltweit zu vermindern. Der 18. Arktisdialog, den das Deutsche Arktisbüro am 8. Dezember 2021 gemeinsam mit dem Institute for Advanced Sustainability Studies ausrichtete, widmete sich deshalb der Frage, wie vor allem mit indigenen Rechteinhaber*innen, die seit Jahrhunderten die Veränderungen der Arktisregion erleben und dokumentieren, „echte“, über Konsultationen hinausgehende Forschungskooperationen gestaltet werden können.
In einer Paneldiskussion betonten Vertreter*innen der Saami, einer indigenen Bevölkerungsgruppe, die auch in der europäischen Arktis lebt, die Voraussetzung von Vertrauen und dem persönlichen Austausch auf Augenhöhe, der nötig ist, um indigene Wissenssysteme und „westlich“ geprägtes Wissen zusammenzubringen. Ernsthaftes Interesse an der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen und Respekt seien die Basis für gelingende Kooperation und Co-Kreation. Insbesondere mit Blick auf aktuelle Herausforderungen brauche es die bestmögliche Wissensbasis für politische Entscheidungen. Indigenes Wissen sei peer-reviewed, werde von Generation zu Generation weitergetragen und sei essenziell, um die Situation in der Arktis zu verstehen. Zudem unterstützt der Einbezug von Indigenem Wissen einen rechtebasierten Ansatz und erhöhe die Relevanz der Forschungsergebnisse für die Communities. Oftmals hätten indigene Forschende aber den Eindruck, akademisch als nicht gleichrangig betrachtet und nur aus ethischen Gründen konsultiert zu werden. Deshalb sei es wichtig, beispielsweise auch schon zu Beginn von Forschungsprojekten Forschungsfragen gemeinsam zu entwickeln und Forschungsstrukturen zu schaffen, die eine transdisziplinäre Form der Zusammenarbeit unterstützen und die Anerkennung von Indigenem Wissen stärken.
Das gilt auch für die Arbeit am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE), das als neues offizielles Mitglied des Arktisdialogs willkommen geheißen wurde und im Rahmen dessen Jacqueline Götze und Dr. Dorothea Wehrmann gemeinsam die Arbeit des DIE mit Arktisbezügen im Allgemeinen und das DFG-finanzierte Arktisprojekt „Nachhaltige Städtische Entwicklung in der europäischen Arktis (SUDEA)“ im Speziellen vorstellten. Der Arktisdialog ist ein Forum, das zweimal im Jahr zusammenkommt, vom Deutschen Arktisbüro am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung organisiert wird, und den Austausch sowie die Vernetzung zwischen Forschung und Politik zur Arktis verbessern soll. Neben Berichten neuer Mitglieder und der vertretenden Bundesministerien (Auswärtiges Amt, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bundeministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Bundesministerium der Verteidigung, Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur) stehen auch immer aktuelle Themen aus der deutschen und internationalen Arktisforschung und -Politik im Vordergrund.