Das deutsche Forschungsschiff Maria S. Merian ist zu einer 48-tägigen Forschungsexpedition aufgebrochen. Das Ziel: den längsten Tiefseekanal der Welt untersuchen und Erkenntnisse zum Klimawandel gewinnen.
Am 23. Juli 2021 sind 16 Wissenschaftler*innen und 22 Crewmitglieder von Emden über den Nordatlantik und Kanada in die Labradorsee aufgebrochen. Dort führen Geowissenschaftler*innen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Geological Survey of Canada geomorphologische Forschung durch.
Ziel ist es, die bisher unerforschte Morphologie des Northwest Atlantic Mid-Ocean Channel (NAMOC), der längste bekannte Tiefseekanal der Welt, durch detaillierte Kartierung und Sedimententnahme zu untersuchen. Die gewonnenen Daten sind entscheidend, um die Bedeutung des NAMOCs für den Transport von Sedimenten und Nährstoffen von Land in die Tiefsee in Abhängigkeit der Entwicklung der nordamerikanischen und grönländischen Eisschilde zu verstehen. Mitte August befand sich das Team im ersten Forschungsgebiet in der Labradorsee und verfolgte den 4.000 Kilometer langen Tiefseekanal Richtung Norden.
Ramona Hägele, Politikwissenschaftlerin am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE), begleitet das Team unter der Leitung von Prof. Dr. Sebastian Krastel (CAU). Für ein BMBF-finanziertes und vom GEOMAR koordiniertes Projekt, das die Ausweitung mariner Kohlenstoffbeobachtungen vernetzen und verbessern möchte, haben sie bereits neun Biogeochemische-Argo Floats im Nordatlantik und der Labradorsee ausgelegt. Die Messungen dieser Tauchbojen liefern wesentliche Inputs für Klimawandelszenarien, Klimaverhandlungen und -politik. Das DIE deckt in dem Projekt politik- und sozialwissenschaftliche Teile ab und untersucht das globale System der marinen Kohlenstoffbeobachtungen sowie alltägliche Praktiken aus einer institutionenanalytischen und wissenschaftstheoretischen Perspektive. So betrachtet Ramona Hägele die Expedition als Teil ihrer Promotion aus sozialwissenschaftlicher Perspektive. Sie möchte herausfinden, welche internen und externen Prozesse die Wissensproduktion auf einem Forschungsschiff beeinflussen und Interdisziplinarität ermöglichen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Interaktion der Wissenschaftler*innen und Crewmitglieder mit Technologie, welche anschließend durch Ansätze der Science and Technology Studies (STS) aus sozialanthropologischer Sicht analysiert werden sollen.
Beide Vorhaben tragen aktiv zur Erreichung der Ziele der 2030 Agenda, zum Seabed 2030 Projekt und der Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bei.