Wüstenbildung in Afrikas Sahelzone aufhalten

 

Fotovergleich Wüstenbildung Sahelzone

150 years of landscape change in Tigrai/Ethiopia (repeat fotographs 1868-2018) ©DIE

Dr. Michael Brüntrup vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) nahm am 3. März 2021 an einer Anhörung im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zum Thema „Great Green Wall“ zur Eindämmung der Desertifikation in Afrikas Sahelzone teil. Die Great Green Wall Initiative (GGWI) hat 2005 die alte Idee eines Schutzwalls aus Bäumen gegen die Ausbreitung der Sahara aufgegriffen und mittlerweile zu einem Ansatz des integrierten (Agrar-)Ökosystem-Managements weiterentwickelt. Durch Verbesserungen und Verknüpfungen verschiedener Landnutzungs- und Produktionssysteme sollen bis 2030 100 Mio. Hektar Land wiederhergestellt, 250 Mio. Tonnen Kohlenstoff im Boden gebunden und 10 Mio. Arbeitsplätze geschaffen werden. 11 Länder sind engagiert, die Afrikanische Union (AU) hat die GGWI zum Leuchtturmprojekt ernannt, im südlichen Afrika gibt es eine Schwesterinitiative. Frankreich hat vor kurzem angekündigt, die GGWI massiv zu unterstützen, die United Nation Convention to Combat Desertification (UNCCD) hat eine Koordinierungsfunktion übernommen, und die AU versucht nun auch Deutschland zur Mitarbeit zu motivieren.

In der Anhörung, für die er sich zusammen mit Dr. Alisher Mirzabaev vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn vorbereitet hatte, bestätigte Dr. Brüntrup den potenziell hohen entwicklungspolitischen Nutzen dieser Initiative. Allerdings machte er auch auf noch bestehende Schwächen aufmerksam, insbesondere auf die offensichtlich noch nicht harmonisierte Vorgehensweise und Erfolgskontrolle. So werden die vielfältigen Aktivitäten Deutschlands in der Region, die den Zielen der GGWI entsprechen, anscheinend nur deshalb nicht gezählt und anerkannt, weil sie kein GGWI-Label haben. Dies lässt auf eine segmentierte, weder auf nationaler noch auf regionaler Ebene harmonisierte und koordinierte Vorgehensweise schließen, was für die Verwirklichung der GGWI-Vision nichts Gutes erwarten lässt. Nur wenn Planung, Durchführung, Monitoring und Lernen territorial und intersektoral (Landwirtschaft, Landschaft, Wasser, Wirtschaft, Umwelt etc.) abgestimmt sind, lässt sich dieses ambitionierte Vorhaben erfolgreich durchführen. Wenn das erfüllt ist, sollte Deutschland dabei sein, nicht nur aus entwicklungspolitischen Gründen, sondern auch aus Eigeninteressen. Die nachhaltige Entwicklung des Sahels ist ein wichtiger, fast unverzichtbarer Beitrag zur Befriedung dieser für Europa sicherheitspolitisch wichtigen und höchst fragilen Region.