Die Landwirtschaft muss im Zentrum jeder Nachhaltigkeitspolitik stehen: Sie hat eine Schlüsselrolle für gesunde nachhaltige Ernährung, für den Klimaschutz und den Schutz der Biodiversität. In Deutschland ist die Landwirtschaft auch in globale Wertschöpfungsketten eingebunden bzw. auf den Export orientiert, das bedeutet sie ist auch für die Senkung ökologischer und sozialer Kosten in anderen Ländern mitverantwortlich.
Am 01. Februar 2021 hat die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zusammen mit der Universität Bonn den Abschlussbericht des Projektes „Ein Nachhaltigkeitskodex für die Landwirtschaft“ veröffentlicht, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanziert und vom Umwelt- und Agrarministerium des Landes NRW unterstützt wurde. Imme Scholz, stellvertretende Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE), war zu der Veranstaltung eingeladen worden, um mit den anwesenden Landwirt*innen aus der Milchproduktion, dem Ackerbau und der Tierhaltung zu diskutieren, wie die Nachhaltigkeitsanforderungen der Verbraucher*innen, des Handels und der Politik betrieblich umgesetzt werden können. Imme Scholz brachte hier sowohl die Positionen des Rates für nachhaltige Entwicklung ein, dessen stellvertretende Vorsitzende sie ist, als auch Einsichten, die sie aus der Begleitung des Projektes in den letzten anderthalb Jahren gewonnen hat. So hat das Projekt gezeigt, dass die Nachhaltigkeitsbewertung auf betrieblicher Ebene nicht unbedingt der Nachhaltigkeit des Sektors insgesamt entspricht. Gleichzeitig wächst der Anpassungsdruck auf die Landnutzung für das Ziel, bis 2050 in Deutschland Treibhausgasneutralität zu erreichen, für den Gewässer- und Grundwasserschutz und die Erhaltung der Artenvielfalt.
Kodexe für wirtschaftliche Betriebe in anderen Branchen dienen der Umstellung zur Nachhaltigkeit und dafür, den Blick für die sozialen und ökologischen Leistungen (oder Kosten) der Betriebsführung zu schärfen, die sich nicht direkt im Betriebsergebnis niederschlagen. Dass die Landwirtschaft sich für dieses Lernfeld öffnet, ist sehr wichtig. Nun muss diese Veränderungsbereitschaft unterstützt werden, insbesondere durch eine an Nachhaltigkeit orientierte Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik.