Forschungsteam Äthiopien: Rückblick auf unseren Forschungsaufenthalt in Addis Abeba und Jigjiga

das Forscherteam

3te Reihe: Pililp Lendle, Jannis König, Eva Binkert. 2te Reihe: Merlin Flaig, Asresahegn Birhanu, Katharina Potinius, Lukas Frucht, Abdirahman Ahmed Mahumed. Vorne: Abis Getachew, ©DIE

Als letztes Forschungsteam des Postgraduierten-Programms reisten wir Mitte Februar nach Äthiopien, um dort zur lokalen Integration Geflüchteter und der Umsetzung des Comprehensive Refugee Response Frameworks (CRRF) zu forschen. Einige Menschen am Flughafen von Addis Abeba trugen Mundschutz; Reisende aus China wurden kontrolliert. Sonst deutete wenig auf die aufkommende Pandemie hin. Wir bezogen unsere Arbeitsplätze bei unseren Partnern am Institute for Peace and Security Studies (IPSS) an der Universität Addis Abeba. Gemeinsam führten wir Interviews auf nationaler Ebene mit unterschiedlichen Akteuren der äthiopischen Flüchtlingspolitik. Anfang März ging es weiter nach Jigjiga, der Hauptstadt der äthiopischen Somaliregion, welche rund 200.000 Geflüchtete beherbergt. Dank unserer Forschungspartner der Universität Jigjiga konnten wir schnell Interviews mit Expert*innen, zum Beispiel in regionalen und lokalen Verwaltungen, vereinbaren. Diese zeigten schnell, wie wichtig die „lokale Integration von Geflüchteten“ für sie ist, aber auch, dass die Pläne der Nationalregierung bisher nur ansatzweise implementiert worden sind. Mit Vergleichen über drei Kommunen und verschiedene Sektoren hinweg wollten wir best-practices identifizieren. Die Sicht der Geflüchteten und der aufnehmenden Gemeinschaft wollten wir durch Fokusgruppendiskussionen und eine vergleichende Umfrage von 2000 Betroffenen miteinbeziehen.

Äthiopien hatte zu diesem Zeitpunkt noch keinen bestätigten COVID-19 Fall. Umso stärker traf es uns, als uns Mitte März kommuniziert wurde, dass wir früher als geplant nach Deutschland zurückkehren müssen. In den folgenden Tagen arbeiteten wir mit Hochdruck daran, unsere verfrühte Rückreise organisatorisch abzuwickeln. Währenddessen entfaltete COVID-19 auch vor Ort erste Auswirkungen: Der erste Fall in Äthiopien wurde bestätigt, vereinbarte Interviewtermine wegen Notfallsitzungen zu COVID-19 verschoben. Am Eingang unseres Hotels wurde Händedesinfektion zur Pflicht.

Wir arbeiteten intensiv daran, die Weiterarbeit unserer Partner an der Forschung in unserer Abwesenheit zu ermöglichen. So lief der Survey nach unserem Abflug an. Doch die Lage entwickelte sich schneller als gedacht: Um die weitere Ausbreitung von COVID-19 zu verlangsamen, wurde zunächst die öffentliche Verwaltung in Äthiopien geschlossen. In Jigjiga wurden Ausgangsbeschränkungen verhängt. Somit kam auch die Weiterarbeit an dem Survey zum Erliegen; in zumindest einer der Kommunen konnten wir die Befragungen abschließen. Neben den Auswirkungen für unsere Forschung bereiten uns diese Nachrichten vor allem große Sorgen, da weder das äthiopische Sozialsystem noch die Gesundheitsversorgung einer Pandemie gewachsen sind. Gleichzeitig hat ein großer Teil der Bevölkerung keinen Zugang zu fließendem Wasser; Ausgaben für Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken sind für viele Haushalte – ob geflüchtet oder nicht – kaum finanzierbar. Währenddessen intensiviert sich die Heuschreckenplage, deren Bekämpfung nun erschwert wird.

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