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Podiumsdiskussion: Das Glücksversprechen der Nachhaltigkeit, am 12.03.2020 in Duisburg
Der 16. Käte Hamburger Dialogue fand im Rahmen der Duisburger Akzente, in Kooperation mit VHS Duisburg und Studio 47, statt.
„Es gehört nicht viel zum Glücklichsein“ – so lautet eine gängige Redensart. Wie verhält es sich aber mit dem Glück in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit unsere Handlungen leitet und uns implizit zu Verzicht und Mäßigung auffordert? Ist „viel haben“ dann überhaupt noch möglich? Und kann sich in unserer auf Wachstum fixierten Gesellschaft, in der allen anderslautenden Floskeln zum Trotz ein Leben im Überfluss immer noch als das ultimative Glück gilt, Zufriedenheit trotz weniger Konsum einstellen? Über diese Fragen debattierte eine Runde von Referent*innen aus dem lokalen Wissenschafts- und Nachhaltigkeitsbereich im Rahmen des 16. Käte Hamburger Dialogues in der Duisburger VHS.
Gleich zu Beginn entsponn sich eine angeregte Diskussion darüber, was für ein Luxus es tatsächlich ist, sich einen Verzicht überhaupt leisten zu können. Solange nämlich eine nachhaltige Lebensweise nur den privilegierten Teilen der Gesellschaft vorbehalten bleibt, ist ohnehin ausgeschlossen, dass es als Rezept zum „Glücklich-Werden“ taugt. Einigkeit herrschte indes auf dem Podium darüber, dass Nachhaltigkeit nicht mit Verzicht gleichzusetzen ist. Vielmehr bedeute es, dass ein Umdenken darüber stattfindet, welchen Stellenwert bestimmte Güter und Verhaltensweisen zugeschrieben bekommen.
So können auch im Sinne einer nachhaltigen Konjunktur Gewinne erwirtschaftet und neue Produkte hergestellt werden. Ein Unterschied zur konventionellen Wertschöpfung liegt jedoch darin, dass ein Bewusstsein für die Konsequenzen dieses Handelns herrscht. Wenn wir demnach im Wissen unserer eigenen Wirkmächtigkeit so konsumieren, dass wir damit einen positiven Einfluss auf andere Menschen ausüben und gleichzeitig wünschenswerte Effekte erzielen können, erzeugt dies im Zweifel sogar mehr Glück, als wenn man mit einem Kauf nur sich selbst belohnt.
Zweite Jahreskonferenz des Kollegs zu kommunikativer Macht wird verschoben
Entsprechend den Vorgaben der nordrhein-westfälischen Landesregierung zur Corona-Krise hat das Kolleg beschlossen, seine zweite Jahreskonferenz, die für den 16. April 2020 geplant war, zu verschieben. Ein neuer Termin – voraussichtlich im November 2020 – wird rechtzeitig auf der Website des Kollegs bekannt gegeben.
Zum Thema: Die Jahreskonferenz will die Funktionsweise von kommunikativer Macht im Unterschied zu struktureller, materieller und positioneller Macht bei der Schaffung von Möglichkeiten und Hindernissen für transnationale und globale Zusammenarbeit untersuchen. Ein besseres Verständnis der Funktionsweise von kommunikativer Macht ist in einem Kontext, in dem globale Zusammenarbeit trotz drängender Probleme von planetarischer Tragweite wie dem Klimawandel zunehmend umstritten ist, von größter Bedeutung. Kommunikative Macht ist zentral für Prozesse der Kritik und Rechtfertigung (globaler) öffentlicher Politik, und dies umso mehr in Zeiten oft gegensätzlicher Weltordnungsvorstellungen.
Neue Fellows
Dr des. Joanna Simonow
Die Historikerin arbeitet zu den Themen Gender, Anti-Kolonialismus und Anti-Imperialismus, Humanitäre Bewegungen und ihre Geschichte, Südasien, Nahrung und Hungerhilfe. Nach Stationen in Heidelberg, New Delhi, Groningen, Uppsala und einer Zwischenstation am Overseas Development Institute promovierte sie am Institut für Zeitgeschichte der ETH Zürich. Dr Simonow forscht von März 2020 bis Februar 2021 als Postdoc Research Fellow in der Forschungsgruppe „Pfade und Mechanismen globaler Kooperation“. Ihr Forschungsprojekt unter dem Titel „The Private in the Political. Intimacy as a Pathway of Global Cooperation: Feminism, Anti-Imperialism and Indian Nationalism in Europe, North America and South Africa, c. 1900s-1960s“ will eine feministische historische Untersuchung der Rolle von (interethnischer) Liebe und sexueller Intimität als Wege der globalen Zusammenarbeit sozialer und politischer Bewegungen in den ersten sechs Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts liefern.
Dr. Umberto Mario Sconfienza
Der Rechtsphilosoph Umberto Mario Sconfienza arbeitet zu den Themen Umwelt und Klimawandel aus der Perspektive der politischen Philosophie. Er war Postdoctoral Research Fellow am Exzellenzcluster „Normative Ordnung“ der Goethe-Universität Frankfurt und forscht von Januar bis Dezember 2020 als Postdoc Research Fellow am Käte Hamburger Kolleg in der Forschungsgruppe „Globale Kooperation und polyzentrische Governance“. Dr. Sconfienza entwickelt am Kolleg eine Theorie zur Beschreibung und für ein besseres Verständnis globaler Umweltpolitik unter dem Titel ‚The Post-Sustainability Trilemma‘.
Publikationen
Katja Freistein, Frank Gadinger, Christine Unrau
From the Global to the Everyday: Anti-Globalization Metaphors in Trump’s and Salvini’s Political Language (Global Cooperation Research Papers 24), Duisburg 2020
ISSN: 2198-1949 (Print)
ISSN: 2198-0411 (Online)
DOI: 10.14282/2198-0411-GCRP-24
https://www.gcr21.org/publications/gcr/research-papers/
Abstract
In this paper, we ask how exactly right-wing populists make anti-globalization appealing. We follow the growing interest in the ambivalent features of populist language and performances by suggesting a methodological framework around narratives, metaphors, and emotions. We argue that right-wing populists skilfully present abstract phenomena of globalization and translate them to individual experiences of ‘ordinary people’. Metaphors play a crucial role in populist storytelling as they make sense of a complex reality through imagery. They mobilize collective emotions and reach a wider audience through a high degree of linguistic adaptability and normative ambiguity.
We demonstrate these narrative operations using two recent cases of ‘successful’ right-wing populist, anti-globalization storytelling, which build on strong metaphors. One is the metaphor of the ‘House’, used by former Italian Deputy Prime Minister and Interior Minister Matteo Salvini, and the other is U.S. President Donald Trump’s metaphor of ‘The Wall’. We argue that these metaphors are used to create an inside/outside distinction that externalizes threats which are possibly internal (e.g. drug consumption) to a polity (e.g. external drug abuse or organized crime) but can be blamed on globalization through the use of metaphors. What is more, metaphors can be utilized to construct a crisis, which in turn makes it possible for populists to adopt the savior-role of an energetic hero, who alone is able to resolve the supposed crisis.