Europa, aufstrebende Mächte und die Zukunft des Multilateralismus

Thinkers-Retreat in der Villa la Collina, Cadenabbia, Italien, organisiert vom DIE und der Konrad-Adenauer-Stiftung am 23. bis 25. November 2019

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©DIE

Wissenschaftler*innen und politische Entscheidungsträger*innen aus China, Indien, Indonesien, Brasilien, Mexiko und Südafrika sowie aus der Europäischen Union und internationalen Organisationen führten einen politischen Dialog im Retreat-Stil über die Zukunft des Multilateralismus. Teilnehmer*innen des DIE waren Sven Grimm, Silke Weinlich, Christine Hackenesch und Wulf Reiners. In Zusammenarbeit mit Methoden der Szenarienentwicklung, die zur Vorbereitung auf mögliche Zukünfte gedacht ist, diskutierte die Gruppe Faktoren, die den Multilateralismus bis zum Jahr 2040 prägen werden.

Der Gedankenaustausch und die Diskussionen fanden in einer Retreat-Atmosphäre in Cadenabbia, am Comer See in Italien statt. Anschließend führten einige Teilnehmer*innen die Debatte auf die europäische Ebene, indem sie sich mit politischen Entscheidungsträger*innen und Think Tanks in Brüssel trafen; für das DIE stellte Sven Grimm die Methodik und Debatten vor.

Die Gruppe war sich einig, dass Europa in der möglicherweise chaotischeren Welt von 2040 pragmatisch mit Akteuren zusammenarbeiten muss, die in ihrer Sichtweise auf die Welt nicht zu den Gleichgesinnten gehören, aber notwendige Partner sind, um dringende globale Fragen anzugehen. Der Klimawandel würde bis 2040, da war sich die Gruppe einig, zu einer Erwärmung auf durchschnittlich 3 Grad führen. Das würde bedeuten, dass eine Reihe von Ökosystemen die Wendepunkte überschritten hätten und die Menschheit vor existenzielle Herausforderungen stünde. Auch andere Treiber für die Welt im Jahr 2040 wurden diskutiert, unter anderem globale Machtverschiebungen, Technologie und die Frage, wer Daten kontrolliert, sowie eine Krise des Kapitalismus bei zunehmenden Ungleichheiten.

Es wurde jedoch keine Einigung erzielt, als sich die Frage von dem, was „am ehesten“ sein würde, zu dem wandte, was „am wünschenswertesten“ wäre. Die Teilnehmer*innen einigten sich auf die (breit gefasste) Idee, auf das globale Gemeinwohl hinzuarbeiten. Es wurde jedoch nicht deutlich, dass alle Diskussionsteilnehmer*innen eine institutionalisierte Welt des „dichten Multilateralismus“ wollen, d.h. einen institutionalisierten und offenen Rahmen. Auch das Clubszenario wurde von einigen als gute Option angesehen. Dies spiegelt wahrscheinlich die Zusammensetzung der Gruppe wider, in der alle Teilnehmer*innen aus Staaten mit erheblichen Machtressourcen kamen. Das Forschungsprogramm des DIE zur inter- und transnationalen Zusammenarbeit wird die Arbeit als Kombination aus der Forschung zum multilateralen System und dem Programm Managing Global Governance (MGG) unter Einbeziehung wichtiger Schwellenländer weiterverfolgen.