Die Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz vom 7. bis 8. Oktober 2024 vereinte führende Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft aus der ganzen Welt, um gemeinsame Strategien für Durchbrüche bei den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu entwickeln.
Sie bot auch eine Plattform, um neue Partnerschaften zu schließen, die diese Fortschritte vorantreiben sollen. In einer Diskussion mit Bundeskanzler Scholz und führenden Vertreter*innen von IWF und Weltbank forderte Mia Mottley, Premierministerin von Barbados, die Verursacher globaler Herausforderungen und Nutznießer*innen von Lösungen auf, Nachhaltigkeitsfortschritte zu beschleunigen. Mehrere Erklärungen, z.B. zur Dekarbonisierung der Schiffs- und Luftfahrtindustrie, wurden unterzeichnet.
IDOS gestaltete mehrere Sessions und brachte seine wissenschaftliche Expertise und internationalen Netzwerke ein. IDOS-Direktorin Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge diskutierte mit BMZ-Staatssekretär Jochen Flasbarth und Vertreter*innen internationaler Entwicklungsbanken über die Notwendigkeit einer stärkeren internationalen Interoperabilität der Vielzahl an Maßnahmen, die Länder in den letzten Jahren ergriffen haben, um Finanzmärkte mit den SDGs in Einklang zu bringen. Eine länderübergreifende Harmonisierung der Finanzpolitik oder die gegenseitige Anerkennung der Rahmenwerke könnte deren Interoperabilität verbessern. Dr. Kathrin Berensmann hob in einem separaten Vortrag die Notwendigkeit hervor, die Staatsschuldenkrise im globalen Süden zu lösen. Eine praktikable Lösung für das globale Schuldenregulierungssystem ist dringend erforderlich, einschließlich einer Reform des „G20 Common Framework for Debt Treatments“.
Ein IDOS-Panel zu fairem Handel brachte internationale Stimmen aus Gewerkschaften, Unternehmen, Handelsministerien und die UN zusammen. Man unterstützte das europäische Lieferkettengesetz, wies jedoch auf Risiken für Kleinbauern und Kleinbäuerinnen durch Abholzungsstandards hin. Die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards könne durch Gruppenzertifizierung, unterstützende Technologien und gemeinsame Strategieentwicklung mit Lieferanten erreicht werden kann. Dr. Tilman Altenburg führte in die Gestaltung globaler Wertschöpfungsketten für grünen Wasserstoff ein, während Prof. Dr. Ines Dombrowsky in einem Austausch zu Herausforderungen der Umsetzung der Agenda 2030 in Kommunen die Steuerung von SDG-Verknüpfungen thematisierte.
Ein von IDOS geleitetes, und von Dr. Julia Leininger moderiertes, Panel zu Nachhaltigkeit und Autokratie betonte die Notwendigkeit, sozialen Zusammenhalt und Vertrauen in die Demokratie durch wirtschaftliche, politische und soziale Machtverschiebungen zu stärken, jedoch den Dialog mit Autokratien aufrechtzuerhalten. Eine weitere von IDOS co-kuratierte Sitzung erörterte, wie Vertrauen in internationale Beziehungen gestärkt werden kann, einschließlich durch themenbezogene und unkonventionelle Koalitionen.
19 Alumni der IDOS-Netzwerke für Wissenskooperation und Ausbildung brachten regionale und generationenübergreifende Perspektiven in die Diskussionen ein. Vor der Konferenz trafen sich die jungen Fachleute mit Senator Kerstan der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft, um über Hamburgs Nachhaltigkeitsstrategie zu diskutieren und Kriterien für Empfehlungen der Alumni zur nächsten HSC aufzustellen. Eine Kernfrage war, inwiefern regionale Perspektiven junger Menschen repräsentiert und berücksichtigt werden. Die Empfehlungen sowie ein Strategiepapier zum Engagement junger Menschen für Nachhaltigkeit werden Anfang November erwartet.
Die Konferenz bot darüber hinaus zahlreiche Gelegenheiten zum vertieften Austausch mit Akteur*innen und Mitstreiter*innen für eine konstruktiv kooperierende multipolare Welt innerhalb ihrer planetaren Grenzen. So brachte Ministerin Schulze bereits am Vorabend zur Konferenz Frauen aller Länder und in leitenden Positionen im Bereich internationaler Zusammenarbeit und Entwicklung zusammen. Sie tauschten sich zur Gleichstellung der Geschlechter, feministischer Politik und den global zu beobachtenden Rückentwicklungen im Bereich von Frauenrechten als Teil der Initiative #WetheWomen aus. Anna-Katharina Hornidge brachte die Arbeiten des IDOS aus dem Bereich feministischer entwicklungspolitischer Ansätze in die Diskussionen ein. Ein Mittagessen der Global Perspectives Initiative zum gerade erst auf Ebene der Vereinten Nationen verabschiedeten Zukunftspakt ermöglichte einen vertieften Austausch mit Blick auf die dort zu beobachtenden geopolitischen Spannungen. Ein bilateraler Austausch von Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge, Dr. Axel Berger und Prof. Dr. Clara Brandi mit Pamela Coke-Hamilton (ITC) legte die Grundsteine für eine weiter fortgesetzte Kooperation im Bereich der Investment Facilitation.