Vom 26. bis 28. Oktober 2020 begrüßte das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Kooperation mit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) rund 150 internationale Expert*innen zu einem virtuellen Dialog zu nachhaltiger öffentlicher Beschaffung.
Die Inklusion von Nachhaltigkeitskriterien in öffentliche Ausschreibungen gilt als einer der größten potenziellen Treiber nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster im Sinne von SDG 12 der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. In der Praxis gilt es, nachhaltige Beschaffung mit verschiedenen Instrumenten eines professionellen öffentlichen Beschaffungswesens zu verlinken.
Die Teilnehmer*innen tauschten sich zu drei aktuell diskutierten Instrumenten aus:
- der Nutzung elektronischer Beschaffungsplattformen (e-procurement)
- verschiedenen Dialogformaten mit Marktakteuren
- der Bündelung der Nachfrage in Einkaufsgemeinschaften.
Während des ersten Veranstaltungstages diskutierten Expert*innen wie André Siedenberg (Kopart) und Tumelo Ntlaba (National Treasury Südafrika) Möglichkeiten einer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien in elektronischen Warenkörben. Die Bestellung möglichst nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen müsse vor allem für die Endnutzer*innen in Kommunen möglichst niederschwellig und übersichtlich gestaltet werden, so der Tenor. Der Austausch zwischen öffentlicher Hand und „dem Markt“, also vor allem mit Händlern, Herstellern und Zertifizierungsorganisationen, war das Hauptthema des zweiten Veranstaltungstages. Birte Detjen (Immobilien Bremen) und Christian Gusbeth (Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat) machten auf die zentralen Vorteile für beide Seiten aufmerksam: Durch Austausch mit dem Markt könne der öffentliche Nachfrager herausfinden, welche Kriterien verlangt werden könnten bzw. Marktteilnehmer auf neue ambitionierte Kriterien vorbereiten.
Auf der anderen Seite würden Unternehmen unter anderem in die Lage versetzt, Produktionskapazitäten und -modalitäten besser planen zu können. Am letzten Tag des Dialogforums widmeten sich die Teilnehmer*innen der Bündelung der Nachfrage in Einkaufsgemeinschaften. Gisele Duarte Doetzer, Manager von Brasiliens größtem Netzwerk zu nachhaltiger Beschaffung (Sustenta Paraná), machte auf die vielen positiven Folgen einer Nachfragebündelung für die Erfüllung der SDGs aufmerksam. Aufgrund der Bündelung von Wissen und Nachfragemacht könnten Einkaufsgemeinschaften sämtliche Nachhaltigkeitsdimensionen oft effektiver bedienen als im Zuge klassischer Einzelbeschaffungen.
Das diesjährige Dialogforum hat deutlich gezeigt, dass sich nachhaltige und professionelle Beschaffung gegenseitig positiv beeinflussen und integriert angegangen werden sollten. So kann das öffentliche Beschaffungswesen in die Lage versetzt werden, sowohl auf kurzfristige Herausforderungen wie die aktuelle Corona-Krise als auch auf langfrsitige Herausforderungen wie dem Klimawandel effektiver reagieren zu können. Die Politik ist hier insofern gefragt, als dass öffentliche Unterstützungsinstitutionen in die Lage versetzt werden müssen, öffentliche Stellen effektiv und ganzheitlich in Sachen nachhaltiger und proffesioneller Beschaffung zu begleiten.
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