Miteinander Reden: Kommunikation mit dem Markt für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung
Öffentliche Einrichtungen unterschiedlichster Größe nutzen verstärkt die Möglichkeiten einer Kommunikation mit dem Markt um eine sozialverantwortliche öffentliche Beschaffung umzusetzen. Der Austausch mit Unternehmen und Dienstleistern führt nicht nur zu einer effektiveren Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Vergabe und Erfüllung öffentlicher Aufträge, sondern hat auch weitere positive Effekte. Kommunikation in den Verschiedenen Phasen des Vergabeprozesses führt zu Lerneffekten auf Seiten der Ausschreibenden Stellen, wie der Unternehmen, die auf öffentliche Aufträge bieten. Durch das Angleichen der oft unterschiedlichen Wissensstände erhalten Auftraggeber einen besseren Überblick über den Markt, was ihnen eine passgenaue Formulierung von Anforderungen und Kriterien ermöglicht. Auf der Angebotsseite, erlangen Unternehmen ein besseres Verständnis davon, was die Auftraggeber erwarten.
Im Rahmen des Projekts Impulse sozialverantwortlicher öffentlicher Beschaffung von Kommunen in Globalen Wertschöpfungsketten des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE), in enger Kooperation mit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) und finanziert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), haben wir die Kommunikation zwischen öffentlichen Auftraggebern, Marktakteuren und zivilgesellschaftlichen Akteuren untersucht. Die Erkenntnisse zu Wirkungsweisen, Umsetzungsinstrumenten und Praxisbeispielen werden wir in den nächsten Monaten sukzessive an dieser Stelle veröffentlichen. Darüber hinaus wird auch eine Handreichung für Praktikerinnen und Praktiker, sowie politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger veröffentlicht werden, die wir ebenfalls an dieser Stelle verlinken werden.
Was bewirkt Kommunikation mit dem Markt für einen nachhaltigeren Einkauf?
Der Austausch über Nachhaltigkeitsaspekte, wie die Berücksichtigung ökologischer Kriterien, die Beachtung von Arbeitsrechten und guten Arbeitsbedingungen, ermöglicht ein besseres Verständnis der Herausforderungen und Möglichkeiten auf Seiten der Auftraggeber wie Auftragnehmer. Auf dieser Grundlage können ambitionierte Forderungen z.B. nach nachhaltigeren Produktionsweisen in öffentlichen Vergaben formuliert werden, die gleichzeitig realistisch sind. Das heißt, dass sie von Unternehmen erfüllt werden können und somit überhaupt und finanziell realistische Angebote ermöglichen.
Händler nehmen neue Produkte auf, wenn sie die Bedeutung von neuen Kriterien verstehen. Dazu braucht es zum einen, die klare Vermittlung, dass die Erfüllung sozialer und/oder ökologischer Kriterien Voraussetzung für die Vergabe des Auftrages sind oder, dass deren Nachweis einen Vorteil bei der Wertung der Angebote bieten. Zum anderen müssen Händler die geforderten Kriterien verstehen um die Anforderungen an Produzenten und Zulieferer weiterzugeben.
Marken und Produzenten erwerben keine neuen Zertifikate oder passen ihre Produktionsweise nicht für einen einzelnen ggf. kleinen öffentlichen Auftrag an. Die steigende Zahl öffentlicher Aufträge, die Nachhaltigkeitskriterien beinhalten trägt jedoch dazu bei, dass sich besonders nachhaltige Unternehmen vermehrt nach öffentlichen Aufträgen umsehen und dass Unternehmen, die dem Thema bisher keine oder nur wenig Aufmerksamkeiten gewidmet haben, sich bei Ihren Zulieferern über Produktionsbedingungen erkundigen und sich um Nachweismöglichkeiten bemühen.
Ein wichtiger Beitrag dazu ist die Vermittlung der Wichtigkeit von sozialen und ökologischen Kriterien in bestimmten öffentliche Ausschreibungen einnehmen. Erfahrungen aus der Praxis sozialverträglicher Beschaffung zeigen, dass Produzenten und Händler die Bedeutung solcher Kriterien oft unterschätzen, selbst wenn sie klar aus der Ausschreibung hervorgehen.
Kommunikation mit dem Markt kann hier zweierlei erreichen:
- Durch die Erhöhung der Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeitsaspekte in konkreten Ausschreibungen, z.B. durch öffentliche Ankündigungen und die Einrichtung von Bieterdialogen, können potentielle Bieter die Bedeutung der Kriterien besser einschätzen und die Reichweite der Ausschreibung wird erhöht.
- Durch Bieterfragen, Bieterdialoge (analog oder online) und einer offenen Kommunikation während des Vergabeverfahrens kann das Verständnis von Nachhaltigkeitskriterien erhöht werden und damit die Wahrscheinlichkeit für Angebote die diese Kriterien berücksichtigen.
Wie kann Kommunikation mit dem Markt in die öffentliche Beschaffung eingebunden werden?
Ein Häufiges Beispiel für Kommunikation mit Marktakteuren sind Bieterdialoge. Diese werden im Vorfeld der Auftragsvergabe von öffentlichen Auftraggebern organisiert um in einem formellen Verfahren einen Informationsaustausch zu ermöglichen. Darüber hinaus gibt es in den verschiedenen Phasen der öffentlichen Auftragsvergabe aber weitere Instrumente, durch die die Kommunikation mit den verschiedenen Stakeholdern der öffentlichen Beschaffung initiiert oder verstärkt werden kann.
Durch Interviews mit Personen aus der öffentlichen Verwaltung, aus Unternehmen und aus zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie mittels Stakeholder-Gesprächen, in denen wir diese Akteursgruppen zusammengebracht haben, konnten wir eine Reihe von Instrumenten für Kommunikation im Beschaffungsprozess identifizieren.
Instrumente für eine Kommunikation mit dem Markt
Merksätze für eine erfolgreiche Kommunikation mit dem Markt
- Kommunikation mit dem Markt kann zur Entwicklung des Marktes beitragen.
Kommunikation kann eine Rolle bei der Verschiebung des Marktes in Richtung einer nachhaltigeren Produktionsweise spielen. Zudem kann Sie öffentlichen Auftraggebern helfen zu entscheiden, welche Kriterien verpflichtend sein sollen und welche besser in Wertungskriterien untergebracht werden. Am Ende müssen Signale in Richtung eines nachhaltigen öffentlichen Einkaufs aber auch ihren Weg in die Vergabeunterlagen finden. - Kommunikation mit dem Markt muss sich sowohl für öffentliche Auftraggeber, als auch für Unternehmen lohnen.
Komplexere Instrumente, wie Bieterdialoge, lohnen sich oft eher für größere Verwaltungen, die den Aufwand (oft mit externer Unterstützung) stemmen können. Für die beteiligten Unternehmen lohnt sich dieser kommunikative Aufwand meistens auch nur, wenn die Aufträge groß genug sind. Es gilt bei der Wahl der Instrumente, den Markt richtig einzuschätzen. - Dem Teilen von Ergebnissen von Kommunikation mit dem Markt und dem Lernen von Erfahrungen anderer kommt eine große Bedeutung zu.
Obwohl die Kommunikation mit dem Markt in den meisten Fällen eine große Bereicherung für öffentliche Auftraggeber darstellen, müssen nicht alle Erfahrungen selbst gemacht werden. Erfahrungen von Sektoren- und Bieterdialoge anderer Auftraggeber bspw. können genutzt werden um die Kriterien und Verfahren eigener Vergaben anzupassen. - Kommunikation mit dem Markt ist eng verknüpft mit dem Produkt bzw. der Produktgruppe.
Verschiedene Märkte erfordern unterschiedliche Formen und Intensitäten von Kommunikation. Kleine und lokale Händler profitieren von vielen kleineren Kommunikationsprozessen mehrerer öffentlichen Auftraggebern. Bei einer begrenzten Anzahl großer Anbieter ist eine intensivere Kommunikation von einigen größeren Auftraggebern der bessere Weg. - Neben der Kommunikation mit dem Markt kommt auch der internen Kommunikation in öffentlichen Verwaltungen wie auch in Unternehmen die sich auf öffentliche Aufträge bewerben eine entscheidende Rolle zu.
Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass trotz erfolgreichem Austausch vor und während des Vergabeverfahrens Ausschreibungen wie Angebote die Besprochenen Nachhaltigkeitskriterien nicht ausreichend berücksichtigen. Dies liegt zum Teil an unzureichender interner Kommunikation innerhalb von Verwaltungen und bietenden Unternehmen.
Weitere Informationen und Hinweise aus unserer Arbeit für Praktikerinnen und Praktiker zur Umsetzung einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung haben wir hier zusammengetragen: